Flektogon 4/50

Flektogon 4/50

Die neuartige Rechenanlage OPREMA kam auch der Objektiventwicklung im Mittelformat zugute. Mit ihrer Hilfe konnte ein mittleres Weitwinkel geschaffen werden, das sich über drei Jahrzehnte hinweg als echter Dauerbrenner erweisen sollte.

Zeiss Jena Flektogon 4/50 mm

Dieses Flektogon 4/50 für das Mittelformat 6x6 cm ist als ein Repräsentant jener Ära zu zählen, in der der VEB Carl Zeiss Jena etwa ein Jahrzehnt nach Kriegsende und den Demontagen von 1946/47 wieder eine internationale Spitzenposition im Bereich der Photoobjektive zurückerobert hatte. Erkennbar ist das unter anderem daran, daß man eine technisch-wissenschaftliche Führungsrolle in dem ziemlichen jungen Gebiet der Retrofokus-Weitwinkelobjektive erlangen konnte. Diese Spezialkonstruktionen waren deshalb nötig geworden, weil sich zunehmend die Einäugige Reflexkamera durchgesetzt hatte, bei der hinter der letzten Linse ein ausreichend großer Luftraum eingehalten werden mußte, damit der Klappspiegel nicht behindert wurde. Schon in den späten 1940er Jahren war mit dem Flektogon 2,8/35 mm ein erster Schritt in diese Richtung getan worden, wobei mit einem Bildwinkel von knapp über 60 Grad die Grenze zum Weitwinkel nur minimal überschritten worden war. Ein ganz anderes Niveau hatte man dagegen mit dem ab 1955 entwickelten Flektogon 4/25 erreicht, das mehr als 80 Grad Bildwinkel überschritt. Vorläufiger Höhepunkt war dann Anfang der 1960er Jahre das Flektogon 4/20 mit einem Bildwinkel über 90 Grad. Zwischen den beiden letztgenannten Flektogonen für das Kleinbild wurde in den Jahren 1957/58 ein mittleres Weitwinkel für das Mittelformat 6x6 entwickelt.

Praktisix Flektogon 4/50

Den Ausschlag dafür hatte die Vorstellung der neuen 6x6-Spiegelreflexkamera Praktisix im Herbst 1956, die nach dem Auslaufen der Meister-Korelle und der Primarflex sowie der Einstellung der Exakta 6x6 wieder neue Perspektiven im Mittelformat eröffnet hatte. Das noch für die Meister-Korelle geschaffene Flektogon 2,8/65 mm von 1950 lag zwar als fertige Konstruktion in der Schublade, doch die gewissermaßen die für das Mittelformat angepaßte Version des 35er Flektogons lag mit ihrem Bildwinkel von knapp über 60 Grad nur an der unteren Grenze des Punktes, ab dem man von einem Weitwinkel sprechen kann. Mit einer nominellen Brennweite von 50 mm sollte für das Mittelformat 6x6 der Bildwinkel von etwa 75 Grad erreicht werden, um ein universell verwendbares mittleres Weitwinkelobjektiv zu schaffen.

Flektogon 4/50 scheme

Eine Erschwernis lag dabei natürlich darin, daß ein ziemlich großflächiges Bildformat ausgezeichnet werden mußte. Größere Linsendurchmesser und höhere Glasmassen waren die Folge. Wie man anhand der obigen Abbildung sieht, war dafür ein enormer Aufwand an hochwertigem Glas notwendig. Das lanthan- und thoriumhaltige Schwerstkron SSK10 zählte zu den Spitzengläsern der damaligen Zeit. In der ursprünglichen Rechnung des Flektogons 4/50 nach Versuch V271 vom 25. März 1958 bestand die Vorderlinse aus diesem SSK10 – ein Element mit brutto 73 mm Durchmesser und 12 mm Mittendicke, für das ein großes Stück dieses schwierig zu schmelzenden Glases benötigt wurde. Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, daß dies einen Engpaß für die Massenproduktion dieses Objektivs bildete, weshalb es bereits 1966 einer Neurechnung unterzogen wurde. Das SSK10 in der Frontlinse wurde durch das preiswertere SK22 (= LaK2) ersetzt. Am grundsätzlichen Aufbau des Flektogons 4/50 mm änderte sich jedoch dadurch nichts. Die neugerechnete Version vom 27. Mai 1966 (Seriennummer größer 7.281.500) hat dieses thoriumhaltige SSK10-Glas nur noch in der hintersten Sammellinse, die nur noch einen Durchmesser von 18 mm bei einer Dicke von 4 mm aufweist.

DD23869 Flektogon 4/50

Wie beim 25er Flektogon wurde die Konstruktion von Wolf Dannberg geleitet. Die wesentlichen Arbeiten wurden jedoch von Eberhard Dietzsch erledigt, der seit 1954 im Photo-Rechenbüro beschäftigt war. Dietzsch bezeichnete die Arbeiten am Flektogon 50 mm später als seine "erste Entwicklungsaufgabe" [Vgl. Dietzsch, Eberhard: Die Entwicklungsgeschichte der Retrofokusobjektive vom Typ Flektogon; aus: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte, Bd. 4, 2002, S. 113]. Charakteristisch ist die sammelnde Kittfläche im vorgesetzten Zerstreuungsglied, mit dem die Verzeichnung korrigiert wurde. Ihre Entwicklung ließen sie sich mit dem DDR-Patent Nr. 23.869 schützen, das 8. März 1960 angemeldet wurde. Parallel zu dieser Patentanmeldung wurde das Flektogon 4/50 gemeinsam mit dem Flektogon 4/25 auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1960 auf den Markt gebracht.

Flektogon 4-50

Mit dieser Skizze vom 19. Februar 1958 hat Herr Dietzsch Glas für ein Versuchsmuster des neuen "Weitwinkel 4/50" geordert. An den Glasarten der Linsen 4 und 6 erkennt man, daß es sich noch nicht um die endgültige Konstruktion handelte, deren Rechnung ja erst einen reichlichen Monat später fertiggestellt werden wird. Deutlich zu sehen die Frontlinse mit 73 mm Durchmesser und 12 mm Dicke aus SSK10.

Zeiss Jena Flektogon 4-50 mm

Anhand der obigen Abbildung ist gut erkennbar, was das Flektogon 4/50 mm als Retrofokus-Weitwinkel ausmacht. Durch die vorgesetzte Zerstreuungslinse wird die hintere Hauptebene H', die als Bezugsebene für die Bemessung der Brennweite ausschlaggebend ist, deutlich hinter die Optik verlagert. Dadurch wurde bei einer realen Brennweite von etwa 52,3 mm eine Schnittweite von 64,6 erreicht, die ausreichte, daß bei der Praktisix der Spiegel ungehindert hochklappen kann.

Flektogon 4/50 mm Prüfbericht

Der originale Prüfbericht zum Flektogon 4/50 nach Versuch V271 vom 31. Dezember 1958 bescheinigt diesem Objektiv eine nach damaligen Maßstäben sehr gute Bildqualität. Nur in den ganz äußeren Bildecken fiel die Leistung abrupt ab. Bemerkenswert ist dagegen die vergleichsweise geringe Vignettierung, die kaum schlechter war als diejenige des Normalobjektivs. Dies war dem besonderen Aufbau der Retrofokus-Objektive zu verdanken, bei denen der zerstreuende Vorsatz als "Nebeneffekt" eine künstliche Vergrößerung der Eintrittspupille für schräg einfallende Strahlenbüschel bewirkte.

Ein Flektogon 4/50 auf Basis des Flektogons 4/25?

Wie schwierig es ist, ein derart langbrennweitiges Weitwinkelobjektiv zu bauen, das kann man an folgenden Umstand ablesen: Es war völlig in Vergessenheit geraten, daß nachdem der Aufbau des heute bekannten Flektogon 4/50 bereits fertig vorlag noch eine weitere Konstruktion für ein 6x6-Retrofokus 4/50 erarbeitet wurde. Dieses Objektiv nach Versuch V280 vom 3. Januar 1959 stellte gewissermaßen eine Mittelformat-Variante des Flektogons 4/25 dar.

Im direkten Vergleich mit dem obigen Flektogon 4/50 nach Versuch V271 war der Versuch V280 mit reichlich 63 mm Baulänge mehr als 20 mm kürzer. Der Bruttodurchmesser der Frontlinse lag bei nur 58 statt 73 mm. Dieses Objektiv wäre also deutlich kleiner und leichter ausgefallen als das letztlich in Serie gefertigte Flektogon nach V271. Außerdem kam der Versuch V280 ohne das aufwendige SSK10 aus.

Der Prüfbericht zu diesem V280 fällt jedoch ernüchternd aus. Von den äußersten Bildecken abgesehen, ist der V280 dem V271 stets unterlegen. Das ist insofern bemerkenswert, als der obige Aufbau ja im Kleinbildformat bei noch etwas größerem Bildwinkel hervorragende Ergebnisse lieferte. Bei einer doppelt so langen Brennweite, die für das Mittelformat 6x6 nötig war, enttäuschte der Aufbau jedoch. Dieses Beispiel beweist, daß für Spitzenleistungen Objektive genau auf ihren Einsatzzweck zugeschnitten sein müssen.

Unklarheiten in Bezug auf den Aufbau

Eine gewisse Verwirrung in Bezug auf den Konstruktionstypus des Flektogons 4/50 hat der Zeiss-Optikrechner Eberhard Dietzsch mit seinem oben bereits erwähnten Aufsatz „Die Entwicklungsgeschichte der Retrofokusobjektive vom Typ Flektogon“ ausgelöst. Hierin unterscheidet er zunächst zwei grundsätzliche Konstruktionsmöglichkeiten für ein Retrofokus. Einmal läßt sich wie zuvor bei den Flektogonen 2,8/35 bzw. 2,8/65 mm praktiziert zu einer ausreichend langen Schnittweite gelangen, indem nahe des vorderen Brennpunktes des kurzbrennweitigen Grundobjektives ein zerstreuendes Element gesetzt wird, das eine künstliche Verlagerung der bildseitigen Hauptebene bewirkt und auf diese Weise den Luftraum hinter dem Objektiv im selben Maße verlängert. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dem positiven Grundobjektiv von vornherein eine ausreichend lange Schnittweite mitzugeben. Da aber in diesem Falle dessen Brennweite viel zu lang wäre, wird dieselbe dadurch verkürzt, indem man diesem langbrennweitigen Grundobjektiv einen afokal wirkenden (brennweitenlosen) Vorsatz voranstellt, der die Äquivalentbrennweite des Gesamtsystems verkürzt (und gleichzeitig den Bildwinkel aufweitet), ohne daß damit der Wert der Schnittweite angetastet wird. Angesichts der Erfordernisse des Mittelformates 6x6 sähe das Prinzip in etwa folgendermaßen aus:

Retrofokus 2. Konsktruktionsmöglichkeit

Um eine Schnittweite von knapp 65 mm zu gewährleisten, müßte das Grundobjektiv eine Brennweite von mindestens 70 mm aufweisen, die dann durch einen Vorsatz mit dem Verkleinerungsfaktor von mindestens 0,7 auf den Äquivalenzwert von etwa 50 mm reduziert würde. In seinem besagten Aufsatz ordnet Dietzsch das Flektogon 4/50 nun explizit diesem zweiten Konstruktionstyp zu. Er schreibt dazu im Jahre 2002:


"Im Ergebnis entstand eine Konstruktion, die im objektseitigen Objektivteil einen Objektivvorsatz in Form eines afokalen verkleinernden Fernrohrs [...] enthält, wobei als zerstreuendes Element eine Einzellinse genügt, welche zur Verzeichnungskorrektur eine sammelnde Kittfläche enthält. Das Prinzip des Grundobjektivs als Triplet wurde beibehalten, wobei jedoch hier der bildseitige Teil – ähnlich wie bei den Berteleschen Sonnaren – eine dreiteilige Kittgruppe ist, indem ein ursprünglicher Luftraum durch ein Glas niedriger Brechzahl ausgefüllt wurde" [Dietzsch, Retrofokus, 2002, S. 113.].

Man könnte Dietzsch nun folgendermaßen interpretieren: Das Flektogon 4/50 ist aufgebaut aus einem Grundobjektiv, das einen klassischen Dreilinser darstellt, bei dem aber der hintere Luftzwischenraum mit einem niedrig brechenden Glas ausgefüllt wurde. Diesem Grundobjektiv ist ein afokaler Vorsatz in Form eines umgekehrten Galilei'schen Fernrohrs vorangestellt, der seinerseits aufgebaut ist aus einem zerstreuenden Element, das aus zwei miteinander verkitteten Linsen besteht, sowie einer nachgeschalteten, einzelnen Sammellinse. Bei genauerer Untersuchung anhand der realen Konstruktionsdaten des Flektogons 4/50 ließ sich diese Angabe Dietzschs jedoch so nicht bestätigen.

Flektogon 4/50

Wie man an einer oben gezeigten Durchrechnung erkennt, hat das Flektogon 4/50 mm als Gesamtsystem eine reale Brennweite von reichlich 52 mm. Die Schnittweite ist mit 64,5 mm lang genug, damit der Spiegel der Praktisix nicht anschlägt. Der Bildwinkel beträgt etwa 75 Grad in Bezug auf das tatsächliche Format 56x56 mm mit seiner Diagonale von knapp 80 mm. Das alles entspricht also voll und ganz den Erwartungen.

Flektogon 4/50

Betrachtet man nun die Kombination aus vorderer Zerstreuungs- und nachfolgender Sammellinse, dann sieht man jedoch, daß beide zusammen eine positive Brennweite von etwa 100 mm besitzen. Das sind immerhin 10 Dioptrien. Von "afokal" kann also keinerlei Rede sein.

Flektogon 4/50

Vielmehr scheint auch das Flektogon 4/50 mm dem typischen Retrofokusaufbau anzugehören: Das positiv wirkende Grundobjektiv hat mit reichlich 48 mm bereits in etwa diejenige Brennweite, die das spätere Gesamtobjektiv haben soll. Seine Schnittweite ist mit 29 mm aber viel zu kurz. Deshalb wird ihm in einem Luftabstand von fast 40 mm eine starke zerstreuende Komponente vorgesetzt.

Flektogon 4/50

Dieses vorgesetzte zerstreuende Glied hat eine negative Brennweite von 71 mm also mit minus 14 Dioptrien eine ganz erhebliche Brechkraft.

afokaler Vorsatz

Um zu zeigen, wie sich ein afokaler Vorsatz wirklich verhält ist oben einmal ein Beispiel gezeigt, das Ende der 40er Jahre für den VEB Zeiss Ikon gerechnet wurde, um die engen Bildwinkel des Sonnars 2/55 bzw Biotars 2/58 auf etwa 60 Grad anzuheben. Wie man sieht, verlassen bei einem derartigen afokalen Vorsatz die achsenparallelen Lichtbündel die Optik fast genau so parallel, wie sie zuvor eingefallen sind. Die positive Brennweite liegt bei mehr als 4 Metern und die Brechkraft daher bei schwachen 0,225 Dioptrien. Bei einem Sehfehler in diesem Ausmaß würde der Augenarzt noch nicht einmal eine Brille verschreiben.

Flektogon 4/50 cut drawing

In diesem Punkt scheint sich Herr Dr. Dietzsch also in seiner Erinnerung getäuscht zu haben. Das Flektogon 4/50 ist im Grunde genommen dem kurz zuvor entwickelten Flektogon 4/25 mm ziemlich ähnlich – nur daß aufgrund des kleineren Bildwinkels die vorgesetzte Streukomponente einfacher aufgebaut sein konnte. Außerdem mußte die Schnittweite nicht wie bei letzterem 55 Prozent länger als die Brennweite sein, sondern nur 23 Prozent. Die Behebung der Verzeichnung, die bei Weitwinkelobjektiven mit einer solch stark asymmetrischen Bauweise ansonsten sehr erschwert ist, wurde erreicht durch eine sammelnd wirkende Kittfläche zwischen den beiden Linsen des negativen Vorsatzes. Auch diese Korrekturmaßnahme ist durch das Patent 23.869 ausdrücklich geschützt. Aufgrund der starken Verkittung ergeben sich beim Flektogon 4/50 lediglich acht Glas-Luft-Grenzflächen, wodurch das Objektiv auch bei einschichtiger Vergütung wenig zum Überstrahlen neigt. Nur schrägen Lichteinfall von der Seite her sollte man unbedingt vermeiden, doch das gilt für fast alle Retrofokuskonstruktionen.

Flektogon 4/50mm

Für das große Bildfeld des Mittelformates und für das Jahr 1960 war dieses Flektogon eine ausgezeichnete Leistung! Hinzu kam eine hervorragende Fassung mit einer vollautomatischen Springblende, die ebenfalls ihrer Zeit weit voraus war. Das führte dazu, daß dieses Objektiv über ziemlich genau drei Jahrzehnte hinweg fast unverändert gebaut werden konnte, ohne daß es wirklich völlig veraltet erschienen wäre. Vom im März 1958 gerechneten Flektogon 4/50 mit SSK10 in der Frontlinse wurden bis Jahresende 1965 nur knapp 4000 Stück hergestellt. Erst nach der Neurechnung vom Mai 1966 setzte die große Massenproduktion ein, die bis in den Sommer 1990 fortgesetzt worden ist. Insgesamt haben wir es mit dem Flektogon 4/50 wohl mit einem der erfolgreichsten Wechselobjektive für Mittelformatkameras überhaupt zu tun. Insgesamt wurden mindestens etwa 80.000 Stück gefertigt – eine Anzahl, die man sonst nur im Massenmarkt des Kleinbildes findet.

Flektogon 4/50 Pentacon Six

Das Flektogon 4/50 mm blieb über drei Jahrzehnte hinweg DAS Weitwinkelobjektiv für die Praktisix und Pentacon Six. Mit 364,- Mark war es zwar nicht gerade billig, aber im Vergleich zu dem was (später) ähnliche Objektive anderer Hersteller gekostet haben, war es sogar für den Amateur bezahlbar. In der zweiten Hälfte dieser langen Produktionszeit wurde eine dreischichtige Mehrfachvergütung auf die Glasoberflächen aufgebracht ("MC").

Und noch eine Sache, die oft gefragt wird: Bei vielen Flektogonen 4/50 sieht man weiße Pünktchen, wenn man von vorn ins Objektiv schaut. Es sei versichert, daß es sich hierbei um keinen Verkittungsschaden handelt. Es hat sich lediglich der schwarze Lack gelöst, der auf die mattierte Schrägfläche der Kittgruppe aufgebracht ist. Eine Beeinträchtigung der Abbilddungsleistung ist dadurch nicht zu befürchten – es handelt sich allenfalls um einen Schönheitsfehler. Wer es sich zutraut, kann ihn übrigens  dadurch beseitigen, daß er die Frontgruppe ausbaut, den alten Lack entfernt (meist reicht schon ein Kratzen mit dem Fingernagel) und die betreffenden Stellen neu lackiert. Aber noch einmal: Technisch notwendig ist das nicht.

Oben die Bögen der Göltzschtalbrücke mit dem 50er Flektogon der ersten Version an der Praktisix. Unten ein Bildbeispiel auf Farbfilm. Für Farbaufnahmen sollte man versuchen, ein Exemplar mit der Rechnung vom 27. Mai 1966 zu bekommen, weil deren Gläser weitgehend frei von Gelbstichen sind. Die Version vom 25. März 1958 mit seiner dicken Frontlinse aus Thorium-Glas hat sich heute zu einem notorischen Warmzeichner gewandelt, was aber quasi nur bei Aufnahmen auf Farbumkehrfilm stört. Die spätere Version zu bekommen, sollte aber kaum ein Problem darstellen, denn vom ersten Typ existieren nicht einmal 4000 Stück, während die überarbeitete Version bis zum Sommer 1990 über 75.000 mal gebaut wurde.

Flektogon 4/50mm Praktisix
Flektogon 4/50

Künstlerportait. Bild von Falko Weidner, Pentacon Six TL, Ilford Delta 100, Rodinal 1+50.

Ich möchte abschließend Herrn Detlev Vreisleben dafür danken, daß er mir den oben genannten Aufsatz zur Entwicklung der Retrofokusobjektive bei Carl Zeiss Jena von Eberhard Dietzsch zur Verfügung gestellt hat. Außerdem Herrn Günther Benedix für das Zurverfügungstellen der originalen Konstruktionsdaten, die eine Durchrechnung des Objektives erlaubte.

Marco Kröger


Letzte Änderung: 10. November 2025