zeissikonveb.de
Phototechnik aus Jena, Dresden und Görlitz
Weitere Stereokameras
Stereo-Sorki
Sowjetische Leica-Nachbauten vom Typ "Sorki" (russisch für "scharf") waren im Ostblock weit verbreitet. Spätere Modelle mit Druckgußgehäuse eignen sich gut für Stereo-Umbauten. Die Schwierigkeit liegt eben weder nur darin, welchen Bildtransport man wählt bzw. wie groß die Stereo-Halbbilder sein sollen. In diesem Fall habe ich den einfachsten Weg gewählt, der ohne eine Veränderung des Filmtransportmechanismus der Sorki auskommt: Der gleichmäßige Schaltschritt nach dem Vorbild der Homéos.
Diese erste Stereokamera für den Kino-Normalfilm wurde von den Herren Louis Joseph Emmanuel Colardeau und Jules Richard kurz vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt – also genau zu derjenigen Zeit, als auch ein gewisser Oskar Barnack an seiner Leica tüftelte. Diese bahnbrechende Stereokamera Homéos arbeitete mit dem extrem kostensparenden Aufnahmeformat 18x24 mm und war angesichts eine Formatdiagonale von 30 mm mit zwei recht kurzbrennweitigen Tessaren 4,5/28 mm ausgestattet. Auf eine Scharfstellung konnte verzichtet werden.
Das Problem für Herrn Colardeau, mit dem sich später noch etliche andere Konstrukteure auseinanderzusetzen hatten, lag darin, wie die durch den Perforationslochabstand von 4,75 mm vorgegebenen Dimensionen des Kinofilmes mit den Grundsätzen des Raumsehens vereinbar gemacht werden können. Einerseits mußte das Filmmaterial möglichst ökonomisch ausgenutzt, andererseits aber auch ein Bildfensterabstand in der Größenordnung des menschlichen Augenabstandes angestrebt werden. Bei diesem Pionier unter den Kleinbild-Stereokameras fand Colardeau die Lösung darin, die vom Kino bekannte Bildgröße 18x24 mm zu übernehmen und in einen gleichmäßigen Bildtransport von je acht Perforationslochbreiten zu integrieren, der später gemeinhin als Colardeau-Schaltschritt bezeichnet wurde. Bei diesem befinden sich stets zwei bereits belichtete bzw. als nächstes zu belichtende Halbbilder zwischen den beiden Bildfenstern der Kamera. Dieses Funktionsprinzip mitsamt der Kamera wurde in Frankreich am 29. September [FR473.539] und in England am 26. November 1913 [1.256.774] zum Patent angemeldet
Ein Bildtransport von 8 Perforationslöchern – das ist bei allen Kleinbildkameras 24x36 mm der Fall. Das Transportgetriebe der Kamera braucht also nicht angetastet zu werden. Diese mechanisch sehr einfache Lösung bringt aber leider zwei große Nachteile mit sich: Erstens ergibt sich nach den Regeln dieses Schaltschrittes, wonach der Bildfensterabstand anderthalb mal so groß ist wie der Schaltschritt, eine etwas kurze Stereobasis von nur 57 mm. Das könnte man noch ins Positive ummünzen, indem man die Kamera mit möglichst weitwinkligen Objektiven ausstattet und entsprechend näher an das Aufnahmemotiv herangeht (Stichwort Stereophotographie mit verkürzten Aufnahmebasen).
Der eigentliche Nachteil liegt jedoch in dem für Raumbildaufnahmen sehr ungünstigen Hochkant-Format, das nicht unseren natürlichen Sehgewohnheiten entspricht. Quadratische oder leicht querformatige sind hier stets zu bevorzugen. Warum ich mich trotzdem für einen solchen Umbau entschieden habe: Die Teilbilder 18x24 mm passen nebeneinander montiert in normale Stereo-Diarahmen 24x36 mm. Das läßt wiederum die Verwendung Betrachtern zu, die speziell für Strahlenteilerprismen von Flachbildkameras entwickelt wurden. Da gerade die Frage danach, wie die Teilbilder am besten den beiden Augen zugeführt werden, viele Probleme mit sich bringt, ist auf diese Weise eine sehr große Vereinfachung erzielbar.
Zu den großen Vorteilen gehört weiterhin, daß auch die Konstruktion des Schltzverschlusses beibehalten werden kann. Es werden lediglich zwei Öffnungs- und zwei Schließvorhänge vorgesehen, deren Kanten jeweils genau im Bildfensterabstand zueinander angeordnet sind. Durch die starre Kupplung der Vorhangkanten untereinder ergibt sich eine absolut gleichzeitige Belichtung beider Teilbilder mit völlig identischer Belichtungszeit. Ein Bildzerfall selbst bei Aufnahme schnellster Bewegungen ist dadurch völlig ausgeschlossen.
Absolut bestechend bei dieser Bauart der Kleinbildkamera mit Schlitzverschluß ist natürlich die Möglichkeit, verschiedene Objektive verwenden zu können – darunter auch ganz extreme Brennweiten. Der Brennweitenfaktor zum Kleibild 24x36 mm beträgt 1,4. Aus dem 15 mm Super Wide Heliar wird also von der Wirkung her ein 21 mm. Dieset Faktor ist auch ausschlaggebend wenn ja der Zusatz-Sucher für das entsprechende Objektiv gefunden werden muß. Dieser Sucher muß zudem auf geeignete Weise hochkant auf der Kamera befestigt werden.
Durch den Formatfaktor von etwa 1:1,5 werden die 15 mm Brennweite dieser Superweitwinkelobjektive etwa in 22,5 mm umgewandelt. Das ergibt genügend Bildwinkel für Stereoaufnahmen im Nahbereich mit verkürzter Aufnahmebasis.
Stereo-Exa
Ganz ohne Verschachtelung der Teilbilder ineinander arbeiten diese Stereokameras auf Basis der Exa. Es handelt sich um meine frühesten Umbauten. Damals stand für mich noch im Vordergrund, die beiden Objektive (und damit auch die Sucher) genau im natürlichen Augenabstand von etwa 65 mm anzuordnen und deshalb auch einen Diastreifen zu erzielen, bei dem die Teilbilder bereits im Augenabstand vorliegen. Damit wollte ich das problematische Montieren der Teilbilder vermeiden.
Bei Umbauten nach diesem Schnittmuster werden im Prinzip nur zwei Kameras an der geeigneten Stelle zersägt, wieder aneinandergefügt und anschließend die beiden Verschlüsse miteinander verkoppelt. Bei der Exa ist Letzteres aufgrund des einfachen Klappenverschlusses recht unproblematisch. Beide Verschlußklappen lassen sich einfach durch Querverbindungen miteinander synchronisieren. Selbst die Druckblendenmechanik läßt sich für beide Objektive durchbinden.
Dem einfach zu bewerkstelligenden Umbau stehen aber zwei eklatante Nachteile gegenüber: Einmal das ziemlich längliche "Vollformat" 24x36 mm, das für Stereoaufnahmen aus verschiedenen Gründen recht ungünstig ist. Außerdem muß stets ein Filmabschnitt von 3x8 Perforationslöchern transportiert werden, also 114 mm Filmlänge, auf dem aber nur zwei Stereohalbbilder Platz finden. Das ergibt einen insgesamt sehr unökonomischen Filmtransport mit nur 12 Stereopaaren je Film. Filmverschwendung par excellence. Zum anschauen der unzerschnittenen Filmstreifen benötigt man zudem einen Betrachter mit einem Prismen-Umkehrsystem, da sonst die Bilder seitenverkehrt sind.
Weil auch beide Suchereinblicke im Augenabstand liegen, läßt sich bereits dieses Sucherbild platisch sehen. Das ist sehr vorteilhaft bei der Bildkomposition.
Bei der Stereo-Exa auf Basis der Exa 1b muß der Spannhebel für die nächste Aufnahme stets dreimal bedient werden. Bei der Anderen habe ich mir einen automatischen Stop einfallen lassen. Der Spannknopf muß einfach nur bis zu einem festen Anschlag gedreht werden
Stereo-Werra
Eines der beiden obengenannten Probleme, nämlich den extrem unökonomischen Filmverbrauch, löst diese Stereo-Werra. Dabei arbeitet diese Kamera mit einem "verschränkten Filmtransport", bei dem jeweils ein großer auf einen kleinen Schaltschritt folgt. Auch dieses Schaltverfahren wurde in der Pariser Firma des Jules Richard entwickelt. Der "Richard-Bildschritt" wurde zuerst im Modell Verascope F40 dieses Herstellers verwendet und später im Belca Werk für die Belplasca noch einmal substantiell verbessert. Anders als beim älteren Colardeau-Schaltschritt liegen hier statt zwei nur ein Bild zwischen den beiden Filmfenstern. Das heißt zunächst wird einmal das linke, bereits belichtete Stereohalbbild zwischen den beiden Filmfenstern "geparkt". Nach der nächsten Aufnahme muß nun aber alles belichtete Filmmaterial aus dem Bildfensterbereich wegtransportiert werden, damit es nicht zu Doppelbelichtungen kommt. Das ist also der Hauptunterschied zum gleichmäßigen Colardeau-Schaltschritt, der mit seinen zwei Bilder fassenden Zwischenraum sozusagen kontinuierlich "zwischenspeichern" kann. Die demgegenüber diskontinuierliche Zwischenspeicherung beim ungleichmäßigen Schaltschritt verlangt daher nach einem abwechseln kurzen und langen Filmtranport, der bei Kameras wie der Belplasca oder der FED Stereo automatisch gesteuert wird. Es muß nämlich UNBEDINGT verhindert werden, daß man mit dem Wechselspiel des Filmtransportes durcheinanderkommt, denn das würde die vorige, die jetzige und die nachfolgende Stereoaufnahme vollständig durch Doppelbelichtung verderben.
Um das zu verhindern, habe ich in diese Stereo-Werra wenigstens ein zustätzliches Zählwerk eingebaut, das genau anzeigt, wie oft der Film zu transportieren ist. Diese Kamera mit ihrem Meßsucher, den Wechselobjektiven und den beiden gekuppelten Prestor-Verschlüssen mit 1/750 sec Verschlußzeit sollte eigentlich eine ideale Stereokamera sein. Aber leider schlägt hier das zweite der obengenannten Probleme zu: Das volle Kleinbildformat 24x36 mm ist nicht besonders gut für Stereobilder geeignet. Es ist viel zu breit und gibt oft sehr unübersichtliche Bilder. Der beste Raumeindruck (und um den geht es schließlich!) ergibt sich, wenn das Auge mit einem Blick die Szenerie erfassen und sozusagen von vorn nach hin durch den Raum schweifen kann, ohne von dem was links und rechts ist abgelenkt zu werden. Deshalb sind die nur leicht rechteckigen Stereoformate wie das der Belplasca oder aber das Quadrat am besten für die Raumbildphotographie geeignet. Außerdem passen Quadrate am besten in das Papier-Endformat 6x13 cm bzw. füllen die Leinwand am besten aus.
Stereo-Weltax
Ganz besonders hochwertige Raumbilder ermöglicht natürlich das Mittelformat. Der Rollfilm 120 ist das ideale Material für Stereoaufnahmen. Zwei aufeinanderfolgende Bildnummern liegen auf dem Schutzpapier 64 mm auseinander – das entspricht genau dem Augenabstand und ermöglicht einen einfachen Bildtransport mit nebeneinanderliegenden Teilbildern, die quasi gemeinsam "wegtransporiert" werden. Genauso vorteilhaft ist, daß sich zwei Halbbilder von 56x56 mm Nutzgröße ohne jegliche Vergrößerung im Stereo-Großformat 6x13 cm unterbringen lassen. Die Positive kann man also auf einfache Weise im Kontaktverfahren herstellen. Wenn man Umkehrfilm benutzt, dann erhält man direkt betrachtungsfertige Positive, für die man bei geübtem stereoskopischen Blick nicht einmal ein Stereoskop braucht.
Die Kamera ist aus zwei Weltax aufgebaut und ermöglicht das Auswechseln der Objektive durch die angeschraubte Frontplatte. Zunächst kommen zwei historische Doppelanastigmate "Teronar 1:5,4" zum Einsatz, die eigentlich für eine Stereo-Kamera des historischen Formates 4,5x10,7 cm gedacht sind, aber das 6x6 Format gerade so auszeichnen. Die beinah 100 Jahre alten Objektive sind in einem erstklassigen Stereo-Compur gefaßt.
Viel Aufwand steckt in dem Großbildsucher, der genau auf den über 60 Grad umfassenden Bildwinkel der 65-mm-Objektive abgestimmt ist und eine exakte Bildkomposition ermöglicht, die ja bei Stereoaufnahmen besonders wichtig ist.
Certo-Plast
Da die oben gezeigte Weltax zur 6 x 12 Panoramakamera umgebaut werden soll, habe ich "ersatzweise" zwei Certo-phot in eine 6x6-Stereokamera verwandelt, um den wunderbaren Stereo-Compur sinnvoll nutzen zu können. Das Prinzip ist das gleiche geblieben: Die beiden Doppelanastigmate 5,4/6,5 cm sind fest auf eine Entfernung von etwa 7 Meter einjustiert. Ab einer Abblendung auf 1:9 (hier wird noch die alte Blendenskala verwendet) liegt der gesamte stereoskopisch erfaßbare Raum von 3,5 Meter bis Unendlich innerhalb der Schärfentiefe. Ein Scharfstellen erübrigt sich demnach.
Die Certo-phot zeichnete sich seinerzeit dadurch aus, daß sie für eine preiswerte Boxkamera ungewöhnlich massiv gebaut war. Insbesondere das Chassis besteht aus dickem Aluminiumdruckguß, wie man das sonst nur von teuren Spitzengeräten her kennt. Als Besonderheit beim Umbau auf Basis dieser Kamera ergab sich aber, daß die ursprünglich gewölbte Bildbahn plangeschliffen werden mußte. Ihr billiger Verkaufspreis von 32,- Mark war damals ja nur dadurch zu erreichen gewesen, daß ein einfacher Achromat als Objektiv verbaut wurde, der typischerweise mit einer starken Bildfeldwölbung behaftet ist. Eine Stereokamera benötigt hingegen für beide Bildfenster eine durchgängig plane Filmbahn. Auch die Andruckplatte mußte aus diesem Grunde natürlich neu angefertigt werden.
Die Kamera funktioniert auch. Die Bildqualität dieser alten Doppelanastigmate ist wirklich beeindruckend. Es lohnte sich, das Ganze auch mal in Farbe zu versuchen.
Pouva Stereo
Leider sind 6x6-Stereoaufnahmen recht teuer, denn auf einem Rollfilm 120 kriegt man nur sechs Stereopaare unter. Trotzdem gelingen selbst mit solch einer einfachen "Pouva Stereo" herausragende Raumbilder, insbesondere wenn die originalen Objektive durch zwei hochwertige Tessare ersetzt wurden wie hier.
Die Anleitung zum Bau einer solchen Stereokamera auf Basis der Pouva Start fand sich seinerzeit im "Fotobastelbuch" von Kunz/Samplawsky und wurde daher entsprechend häufig nachgebaut – auch von mir. Doch nur wenige gingen den an anderer Stelle dieses Buches aufgezeigten Weg, auch die originalen Objektive durch hochwertige Anastigmate zu ersetzen. Offenbar wurde in der DDR die Produktion von Faltkameras 6x6 und 6x9 recht plötzlich eingestellt, nachdem immer mehr preiswerte Kleinbild-Amateurkameras wie die Pentona, Penti oder die Beirette K erhältlich waren. So läßt es sich jedenfalls erklären, daß offenbar in den 60er Jahren einzelne Objektive samt Verschlüssen als Bastelware in einschlägigen Photogeschäften erhältlich waren. Sie waren wohl Überproduktionsbestände, nachdem die in der zweiten Hälfte der 50er Jahre immer stärker konzentrierte Kameraindustrie diese altmodischen "Falter" konsequent aus dem Produktionsprogramm genommen hatte. Das jedenfalls suggeriert das "Fotobastelbuch".
Übrigens ist es aus stereoskopischer Sicht gar nicht notwendig, die Objektive zu tauschen. Das liegt an dem Umstand, daß eine der stereoskopischen Grundregeln besagt, daß alle im Raumbild erkennbaren Gegenstände innerhalb der Schärfentiefe liegen müssen. Unschärfen im Raumbild wirken unnatürlich und sehr störend, weil das Raumbild die technische Konservierung des freien natürlichen Sehens ist. Das freie natürliche Sehen kennt aber keine Unschärfen, denn noch bevor ein Gegenstand, den wir betrachten, voll in unserem Bewußtsein angekommen ist, haben die Augen ihn bereits anfokussiert. Das Scharfstellen der Augenlinsen geschieht also unwillkürlich und ohne daß wir uns darüber Gedanken machen müssen. Daß wir die Dinge beim freien natürlichen Blick stets scharf sehen, ist für uns also eine Selbstverständlichkeit, der wir uns nicht sonderlich bewußt sind. Demnach müssen auch jene Raumbilder, die den freien natürlichen Blick nachahmen, stets scharf sein. Unschärfen im plastischen Bild würden unsere Augen und unser Gehirn dazu provozieren, krampfhaft etwas zu fokussieren, was nicht zu fokussieren ist, weil es bereits unscharf aufgenommen wurde. Das ist übrigens einer meiner Hauptkritikpunkte an den 3D-Filmen, die seit einigen Jahren in den auf digitale Technik umgestellten Kinos laufen. In diesen Filmen wird die hier genannte stereoskopische Grundregel nämlich eklatant verletzt. Um diese Filme offenbar auch in 2D vermarkten zu können, oder weil die stereoskopischen Grundregeln schlichtweg nicht bekannt sind, wird mit dem künstlerischen Gestaltungsmittel gearbeitet, das Hauptmotiv durch gezieltes Setzen eines Schärfepunktes eindrucksvoll vom Vorder- und Hintergrund freizustellen. Gerade von diesem Gestaltungsmittel lebt ja die flächige Photographie und sie versucht auf diese Weise, Bildplastik vorzutäuschen.
Die Stereophotographie braucht keine Plastik vorzutäuschen, denn sie gibt diese ja naturgetreu wieder. Dazu müssen aber wie gesagt die stereoskopischen Grundregeln beachtet werden. Verletzt man diese, so führt das zu Verschmelzungsstörungen oder raschen Ermüdung. Das mag der Grund gewesen sein, wieso ich damals im Film „Avatar“ nach einer Stunde genervt und mit schmerzendem Kopf die Polfilterbrille vom Kopf gerissen habe.
Wie hält man nun die Schärfebedingung ein? Es gibt für diese Frage eine sehr einfache Formel, die eine Blendenzahl angibt, mit der sich eine ausreichende Schärfentiefe ergibt. Sie lautet: Kritische Blende ist gleich Objektivbrennweite (in mm) geteilt durch Aufnahmebasis (in cm). Für das Objektiv „Dublar 8/70 mm“ der Pouva Start heißt das also: 70 geteilt durch 6,3 ergibt ziemlich genau Blende 11. Dieser Wert gilt als Anhaltspunkt für alle mittelformatigen Stereokameras mit Brennweiten um 75mm und Objektivabständen von üblichen 63mm. Bei dieser Aufnahmebasis beträgt die voll zur Verfügung stehende Raumtiefe etwa drei Meter bis unendlich. Diese ergibt sich aus der sog. 70 Minuten Bedingung - eine weitere stereoskopische Grundregel. Will man diese zulässige Raumtiefe also voll ausnutzen (und es ist der Sinn und Zweck der Raumbildphotographie, Motivteile innerhalb des zur Verfügung stehenden Raumes zu plazieren), dann wird man stets mindestens auf etwa 1:11 abblenden müssen. Das war übrigens auch immer der größte Nachteil der mittelformatigen Stereokameras, daß diese große Abblendung nötig ist und man zu langen Verschußzeiten kam. Heute, da Filme statt 9 oder 13 DIN nun 24 oder gar 27 DIN haben, ist diese Problematik einigermaßen in den Hintergrund getreten
Unsere Pouva Stereo ist mit Tessaren der Lichtstärke 1:3,5 also ein wenig "überzüchtet". Man müßte die Wiedergabe der Raumtiefe auf lächerlich wenige Zentimeter begrenzen, wollte man diese hohe Lichtstärke gänzlich ausnutzen. Daher blendet man diese Tessare also ohnehin auf 1:11 ab. Die einfachen, lichtschwachen Objektive der Bakelitkameras genügen auf den ersten Blick also vollauf. Eine wirkliche Punktschärfe liefern sie aber nicht und vor allem sind sie nicht chromatisch korrigiert. Für stereoskopische Farbaufnahmen ist eine Achromasie (also Bilder ohne Farbsäume) aber unerläßlich. Außerdem ist die breite Verschlußzeitenreihe von 1…1/250s, die der Vebur liefert, bei Verwendung von Farbumkehrfilmen unerläßlich.
Stereo-Projektor
I think the most impressive way to watch stereoscopic pictures is projection on a large screen. You have the impression as if you are looking through a shop-window into the open landscape. So I made my own projector with two 150 Watts halogen lamps, two independent autofocus systems and a horizontal and vertical lens shift. The only problem is that there are no square stereo frames 24x24 mm available. I made my own ones out of two usual slide frames, but this is quite laborious and hard to adjust.
Stereobilder kann man leider nie ohne Hilfsmittel betrachten, weil die beiden Teilbilder nun mal dem zugehörigen Auge zugeführt werden müssen. Der Königsweg ist und bleibt die Projektion. Das helle, plastische Bild auf der Silberleinwand sieht aus, als würde man durch ein offenes Fenster in die Landschaft schauen. Für die quadratischen Halbbilder der Stereo-Contax, Stereo-Exakta und der Stereo-Prakticas habe ich deshalb diesen lichtstarken Projektor gebaut. Die Objektive sind in der Höhe und seitlich verstellbar und werden durch Autofokus scharfgestellt. Die Objektive sind wechselbar, für kleine Räume kommen zwei umgefaßte Biotare 2/58mm zum Einsatz.
Übrigens lassen sich auch ohne spezielle Stereokamera Raumbildaufnahmen machen. Bei entsprechend statischen Motiven löst man einfach zweimal hintereinander mit leicht versetzter Kamera aus. Dieses Prinzip kann man auch auf die Spitze treiben, indem man Landschaftsaufnahmen mit extrem vergrößerter Basis macht. Dann reicht der Raumeindruck zum Teil einige Kilometer weit.
Marco Kröger
letzte Änderung: 14. Mai 2023
Yves Strobelt, Zwickau
zeissikonveb@web.de
Wir bitten, von Reparaturanfragen abzusehen!