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Phototechnik aus Jena, Dresden und Görlitz
Betrachtungs- und Projektionsgeräte für Diapositive sind leider in den letzten Jahren ein wenig aus dem Blickfeld der Photofreunde verschwunden, weil das Diapositiv als bildliches Medium obsolet geworden ist. Mich jedoch interessieren diese Geräte sehr. An ihnen läßt sich die stürmische Entwicklung der Phototechnik im 20. Jhd. nämlich mindestens genau so eindrucksvoll ablesen, wie an den Kameras und Objektiven.
Pentacon DB1
Zum Einstieg möchte ich aber keinen Projektor, sondern ein Betrachtungsgerät für Diapositive zeigen, denn "jeder Diavorführung geht eine sorgfältige Auswahl der Dias voraus". So jedenfalls beginnt die Bedienungsanleitung des Pentacon DB1. Von diesem einfachen Gerät müssen zwischen 1969 und 1989 Zehn- vielleicht sogar Hundertausende hergestellt worden sein, denn es war sehr weit verbreitet und taucht im Osten quasi bei jeder zweiten Haushaltsauflösung auf. Mit 32,- Mark für das batterie- und 35,- Mark für das netzgespeiste Exemplar war es damals für jedermann erschwinglich.
Ziemlich kurios ist freilich, daß das simple Funktionsprinzip dieses Betrachters, der fast vollständig aus einfachen Plast-Spritzteilen besteht, doch tatsächlich Ende der 60er Jahre sogar patentiert worden ist; und zwar sowohl in der DDR [Nr. 64.588 vom 22. Dezember 1967] als auch in der Bundesrepublik [Nr. 1.284.654 vom 8. Januar 1968]. Wenigstens ermöglicht diese Patentüberlieferung, daß wir heute noch die Urheber dieses Fabrikates benennen können: Erich Korf und Rudolf Hainy.
Ein interessantes Zubehör zum DB1 war diese Filmschneidevorrichtung. Sie konnte anstelle der Bildbandführung in den Betrachter eingesetzt werden und ermöglichte, wie ihre Bezeichnung bereits verrät, das bildstandsgenaue Zerschneiden von Diapositivstreifen zu deren Rahmung. Natürlich konnten auch Negative exakt am Bildsteg zerschnitten werden. Durch die vergrößernde Wirkung der Lupe wurde stark die Gefahr gemildert, versehentlich das Bild anzuschneiden.
Kieker, Gucki und Visena
Als Vorläufer dieses Pentacon DB1 sind nach demselben Prinzip der Lupenbetrachtung funktionierende Geräte anzusehen, die die Firma Filmosto-Projektion Johannes Jost bereits seit den 30er Jahren im Angebot hatte. Der noch aus Blechteilen aufgebaute "Kieker" wurde auch nach 1945 wieder produziert, obwohl er nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit war. Herr Jost arbeitete in seinem Betrieb, der bereits 1948 enteignet worden war, zunächst als technischer Leiter weiter [Vgl. Blumtritt, 2000, S. 145], flüchtete aber 1951 oder 52 in die Bundesrepublik und gründete hier einen neuen Betrieb, den er wieder Filmosto nannte. Wieder einmal existierten nun in Ost und West zwei Firmen mit demselben Namen, woraufhin in Dresden der hiesige VEB Filmosto und das auf die Firma Müller & Wetzig zurückgehende Vergrößerer-Werk im Jahre 1956 zusammengelegt und zugleich in VEB Aspecta umbenannt wurden. Und obwohl dieser VEB Aspecta genaugenommen nur drei Jahre existierte, weil er bereits zu Jahresanfang 1959 wieder aufgelöst und in den neuen VEB Kamera- und Kinowerke eingegliedert wurde, standen die aus dem Markennamen "Aspecta" gebildeten Ableitungen "Aspectar" und "Aspectomat" noch bis weit in die 1970er Jahre stellvertretend für Projektionsgeräte aus DDR-Produktion.
Aus der Zeit zwischen dem Weggang Johannes Josts und der Umbenennung des VEB Filmosto in VEB Aspecta stammt dieser Diabetrachter, der zunächst Gucki genannt wurde. Statt aus Blech war er aus dem duroplastischen Kunststoff Bakelit gefertigt. Der einfache Dia-Fallschacht konnte durch eine Bildbandführung ersetzt werden, mit der die Betrachtung unverglaster Filmstreifen möglich war. Diese waren damals beispielsweise als Märchenbildbänder im Handel und fanden in der Zeit vor der Verbreitung von Fernsehgeräten den Weg in viele junge Familien. Auch Bildbänder und Diaserien von touristischen Zielen oder über Sachgebiete waren im Angebot, weshalb der Erwerb eines solchen Betrachtungsgerätes gar nicht mal daran geknüpft war, ob im Haushalt auch eine Kleinbildkamera vorhanden war. Die Mehrzahl dieser Geräte wurde aber natürlich von Photoamateuren gekauft, die gerade erst mit dem Photohobby angefangen hatten oder aber nur gelegentlich einmal einen Farbfilm in ihre Kamera einlegten.
Standardmäßig bestand der Gucki aus rotbraun eingefärbter Preßmasse, die allerdings heute meist sehr nachgedunkelt ist und daher fast schwarz erscheinen kann. So revolutionär der Pionier-Kunststoff Bakelit nach dem Ersten Weltkrieg auch gewesen ist – seine Volksempfänger-Anmutung galt in den 50er Jahren bereits sehr abgenutzt. Um das wenigstens ein bißchen zu kaschieren, wurden Serien des Gucki mit Hammerschlaglack überzogen.
Neu war auch ein Gucki für das Bildformat 6x6. Dazu muß man wissen, daß der Agfacolor-Umkehrfilm (zumindest für den DDR-Inlandsbedarf) erst Mitte der 50er Jahre überhaupt als Rollfilm allgemein im Handel erhältlich war. Erst jetzt wurde das seit 20 Jahren bestehende Privileg langsam überwunden, daß Farbphotographie auf den modernen Mehrschichten-Farbfilmen gleichbedeutend mit Kleinbildphotographie war. In der DDR wurde das nun auch dadurch befördert, daß mit der Weltaflex und der Praktisix endlich zwei hochwertige 6x6-Kameras mit Markenobjektiven erhältlich waren, die überhaupt die Qualitätsanforderungen des Farbverfahrens zu erfüllen vermochten. Also bestand nun auch eine zunehmende Nachfrage nach Betrachtungs- und Projektionsgeräten für 6x6-Dias – wenn auch im Vergleich zum Kleinbild mengenmäßig in viel geringerem Umfange.
Unter der Ägide des VEB Aspecta wurde der Gucki alsbald in Visena umbenannt. Der Visena 55 war wiederum das Modell für das Kleinbildformat (Preis: 32,90 M) und der deutlich seltenere Visena 66 dasjenige für das Mittelformat 6x6 cm (Preis: 39,- M). Auch hier gab es wieder lackierte Varianten in grauem, grünem oder gar blauem Hammerschlaglack (s.u.). Doch auch diese "Verschönerungsmaßnahmen" konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Zeit der duroplastischen Kunststoffe zugunsten der Thermoplaste unaufhaltsam zuendeging. Diese sogenannten Spritzmassen ließen sich viel besser und vor allem schneller verarbeiten und sie schrumpften beim Aushärten quasi kaum nach, weshalb sich auch komplexere Strukturen herstellen ließen und eine genaue Paßform erreichbar war. Außerdem konnte auf die typischen abgerundeten Ecken verzichtet werden, die beim spröden Bakelit aufgrund dessen Neigung zum Absplittern stets nötig waren und die wesentlich für das ziemlich altväterliche Design dieser Geräte verantwortlich waren. Dieser technische Fortschritt erlaubte, daß der Visena-Betrachter Ende der 60er Jahre durch den eingangs beschriebenen modernen DB1 ersetzt werden konnte. Das war auch die Frucht dessen, daß der VEB Pentacon Dresden ab 1965 im Helfenberger Grund ein Spritzguß-Zentrum aufgebaut hatte, wo derartige Plast-Teile nun rationell gefertigt (und offenbar auch montiert) werden konnten.
KB-81-Betrachter
In den (späten?) 1980er Jahren wurde vom VEB Tachometerwellenwerk Leipzig noch dieser formschöne Lupenbetrachter herausgebracht. Dieser Großbetrieb war zum Teil aus der ehemaligen Firma Heinrich Malinskis (siehe weiter unten) aufgegangen. Man konnte den KB-81 zwar mithilfe eines ausklappbaren Stahlbügels auf den Tisch stellen, er war jedoch so flach und kompakt, daß man ihn problemlos in der Hand halten konnte. Das war auch wichtig, weil er nicht wie die oben gezeigten Geräte mit einer quadratischen, sondern mit einer rechteckigen Betrachtungslupe ausgestattet war. Das heißt bei allen hochformatigen Bildern mußte man den Betrachter ohnehin in die Hand nehmen und um 90 Grad drehen.
Den Strom für die "Momentbeleuchtungslampe" 3,5V/0,2A lieferte eine Flachbatterie 4,5 V. Die zweiteilige Betrachtungslupe aus Glas lieferte ein kontrastreiches und ausreichend großes Bild. Trotzdem war das kleine Geräte mit einem Endverbraucherpreis von 31,90 Mark plus 4,- Mark für die Schutzhülle angenehm amateurtauglich. Und es war durch seine kompakte Bauform sehr gut transportabel. Das Problem mit dem KB-81 liegt aber heute darin, daß Flachbatterien quasi nicht mehr frei im Handel erhältlich sind. Ich habe daher mein Exemplar nicht nur auf eine moderne Lithium-Zelle umgebaut, sondern gleich noch auf eine LED-Beleuchtung. Das ergibt ein sehr helles und angenehm farbintensives Bild.
Mikrolux, Dresden
Die Projektoren dieses Herstellers bilden quasi das Pendant zu den oben beschriebenen Diabetrachtern von Filmosto. Beide zeigen uns, mit welch bescheidenen Mitteln man nach dem Zweiten Weltkrieg versucht hat, wieder eine Konsumgüterproduktion anlaufen zu lassen. Stahlblech oder Aluminium waren in der jungen DDR für kleine Privatbetriebe schwer in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Jedoch gab es im Osten noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg eine spezielle Chemieindustrie, die aus Phenolharzen den Kunststoff Bakelit herstellen konnte. Diese unter Druck und Wärmezufuhr aushärtende Preßmasse stand in der Sowjetischen Besatzungszone der späten 40er Jahre rasch wieder in großen Mengen zur Verfügung, weil ihre Materialgrundlage quasi als Nebenprodukt der Stadtgaserzeugung anfiel. Daher konnten auch speziell Produktneuentwicklungen, für die in der Planwirtschaft der DDR ja eine entsprechende Rohstoffkontingentierung gesichert werden mußte, offenbar problemlos auf diesem Material fußen. Photofreunde denken da natürlich sofort an Karl Pouvas Pouva Start, Automobilisten eher an Karosserieteile eines bekannten Kleinwagens. Und weil Phenoplaste (anders als Thermoplaste) sehr gut stärkere Erhitzung vertragen, konnte Bernhard Pietruchas Dresdner Firma Mikrolux daraus sogar Gehäuse für Projektoren bauen. Dieser Werkstoff hat überdies den großen Vorteil gegenüber Stahlblech oder Aluminiumguß, daß er Wärme schlecht(er) leitet und man sich daher die Finger nicht ganz so stark am Gehäuse verbrennt.
Eine übermäßige Erwärmung des Gerätes konnte auch dadurch vermieden werden, indem eine Niederspannungslampe mit einer Leistungsaufnahme von gerade einmal 50 Watt zum Einsatz kam. Durch die optisch sehr günstige kleine Leuchtwendel dieser Niederspannungslampe geriet die Lichtausbeute aber letztlich genau so gut, wie bei den ansonsten für Heimprojektionszwecke verwendeten Netzspannungslampen mit 100 oder gar 150 Watt. Der größte Nachteil dieser Auslegung des Mirkolux-Projektors dürfte freilich gewesen sein, daß man nun einen Transformator benötigte, der in der frühen DDR bestimmt schwer in ausreichender Stückzahl zu beschaffen war. Trafobleche und insbesondere Kupfer waren stets Mangelware – und zwar bis zum letzten Tag dieses kleinen Landes. Man beachte zudem, daß bei diesem frühen Gerät kein Kupferlackdraht zur Verfügung stand, sondern die Sekundärwicklung baumwollummantelt ist. Sowas würde heute jedem VDE-Prüfer die Haare zu Berge stehen lassen.
Ich finde ja das erste Modell des Mikrolux-Projektors ästhetisch sehr gelungen. Allerdings gab es ein Problem: Um das Bild auf der Leinwand ausrichten zu können, mußte man vorn unter die Füße irgendwelche Bücher oder Heftchen stapeln, um auf die nötige Höhe zu gelangen. Das zweite Modell des Mikrolux-Projektors hat daher einen Projektorkopf, der auf einem schlichten Holzbrett montiert ist, welches seinerseits mit einer Metallschraube stufenlos schräggestellt werden kann. Zudem ist der Transformator nun räumlich vom sich stark aufheizenden Projektorinnenraum getrennt. Das erspart im Ernstfall der Feuerwehr einen Einsatz. Bei diesem frühen Modell ist der Trafo noch durch ein Holzgehäuse geschützt, später wurde hier Stahlblech verwendet. Auch war das Projektionsobjektiv nunmehr entspiegelt. Im Gegensatz zu Karl Pouvas "Spielzeugprojektor" Magica war Bernhard Pietruchas Gerät ein vollwertiger Bildwerfer für die Heimprojektion eigener Diapositive oder aber von industriell hergestellten Color-Diaserien. Diese Bildbänder waren schließlich das eigentliche Kerngeschäft der Firma Mikrolux. Ich glaube Pietrucha hat den Projektorenbau nur deshalb aufgenommen, weil solche Geräte bis weit in die 50er Jahre für Privathaushalte kaum in DDR-Geschäften erhältlich waren. Und ohne Projektor kein Absatz von Color-Bildbändern. So einfach war das.
Zeiss Kleinbildwerfer 375 W
„Das Ofenrohr“ – so lautete die wenig schmeichelhafte volkstümliche Bezeichnung dieses zugegebenermaßen nicht gerade ästhetischen Diaprojektors. Dabei versteckt sich hinter dem sehr konservativen Äußeren ein für damalige Verhältnisse sehr hochwertiges Projektionsgerät. Das liegt zum einen an dem genau berechneten Kondensorsystem, das die zugrundegelegte Lichtwurflampe bestmöglichst ausnutzt. Zweitens ist das ganze Gerät mechanisch sehr robust ausgeführt, sodaß das optische System nicht nur gut justiert werden kann, sondern diese Justage auch langfristig bestehen bleibt. Das war notwendig, weil dieser Projektor nicht dazu gedacht war, daß Onkel Maxe ein…zweimal im Jahr seine Urlaubsbilder auf das im Wohnzimmer aufgespannt Bettlaken projiziert, sondern für den professionellen Einsatz bei Vorträgen in größeren Sälen, an Instituten, in der Industrie und – dort hat er sich wohl den Spitznamen eingefangen – in Schulen und Universitäten. Die legendäre Forderung des Firmengründers Carl Zeiß an seine Mechaniker „Macht mir die Montierung stark!“ genoß in Jena noch lange nach dessen Tod hohe Priorität.
Der Zeiss-Kleinbildwerfer war ganz und gar auf die „Mittelspannungslampe“ 75 Volt/375 Watt zugeschnitten. Diese galt in den 50er Jahren als Optimum, weil sie einen hohen Lichtstrom bei möglichst kleiner Leuchtkörperabmessung zuließ. Die nur 8,9x9,5 mm große Lichtwendel war außerdem so konzipiert, daß zwischen den eigentlichen Glühdrähten gerade so viel Raum frei blieb, um das vom Hohlspiegel zurückgeworfene virtuelle Bild der Wendel genau in dieser Lücke zu placieren. Dadurch ergab sich eine geschlossene Leuchtfläche, ohne daß die Glühwendel in sich selbst zurückgespiegelt werden mußte, wie dies bei der Type mit 750 Watt der Fall war. Dadurch wurde die Lichtabgabe dieser 375-Watt-Lichtwurflampe besonders gut ausgenutzt, ohne daß Überhitzungserscheinungen zu befürchten waren.
Die Schwierigkeit mit diesem Leuchtmittel lag allerdings darin, die 75 Volt Betriebsspannung bzw. die 5 Ampere Stromfluß zu gewährleisten. Die auf den ersten Blick naheliegendste Lösung, die Netzspannung über einen Transformator herabzusetzen, verbat sich damals: Der Grund lag darin, daß es zu Beginn der 50er Jahre noch keine vereinheitlichte Netzspannung gab. Aber nicht nur das: neben Wechsel- waren sogar noch Gleichspannungsnetze üblich. Und in letzteren konnte man schlichtweg keine Transformatoren betreiben. Bei einfachen Geräten, wie dem unten beschriebenen Zeiss-Kugelprojektor, behalf man sich, indem die Lichtwurflampe mit Netzspannung gespeist und je nach örtlichen Gegebenheiten entweder ein Exemplar mit 110 oder 220 Volt verwendet wurde. Die sehr ungünstigen lichttechnische Kennwerte insbesondere der für 220 Volt ausgelegten Exemplare spielten für Heimanwendungen eine zweitrangige Rolle. Für den Kleinbildprojektor 375 W wurde aber nicht nur eine möglichst hohe Lichtausbeute gefordert, sondern eine Einsatzfähigkeit an allen Netzspannungssystemen. Bei Zeiss Jena entschied man sich daher für einen Vorschaltwiderstand, der für Gleich- und Wechselspannung gleichermaßen geeignet war. Diesen gab es in einer kompakten Bauweise für eine festgelegte Netzspannung oder aber in der unten gezeigten Form als Stellwiderstand, mit dem völlig unabhängig von der tatsächlich anliegenden Netzspannung der Lampenstrom von 5 Ampere ganz genau eingestellt werden konnte. Netzspannungsschwankungen – und hier insbesondere Unterspannungen – gehörten in der DDR noch lange Zeit zum Alltag. Der Stellwiderstand beseitigte zwar derartige Probleme, setzt aber diesem an sich schon urigen Projektor aus heutiger Sicht noch die Krone auf.
Und diese Aussage ist nicht nur auf das recht abenteuerliche Aussehen der Gerätekombination bezogen. Auch aus elektrotechnischer Perspektive mutet diese Kombination für unser heutiges, von Energieeffizienz geprägtes Zeitalter, geradezu haarsträubend an. Eine einfache Rechnung verdeutlicht, was ich damit meine. Das verwendete Leuchtmittel braucht wie gesagt entweder eine konstante Spannung von 75 Volt oder einen konstanten Strom von 5 Ampere (beide Lampentypen waren erhältlich). In jedem Fall werden dann 375 Watt elektrischer Leistung aufgenommen. Wenn diese 75 Volt an der Lichtwurflampe anliegen, dann müssen in einem Stromnetz mit 110 Volt die restlichen 35 Volt durch den vorgeschalteten Widerstand „vernichtet“ – also in Wärme umgewandelt – werden. Multipliziert mit 5 Ampere ergibt das immerhin 175 Watt, mit dem dieser Widerstand belastet wird. In einem 220 Volt Stromnetz wird dieses Verhältnis aber geradezu grotesk. Hier müssen im Vorschaltwiderstand 145 Volt vernichtet werden, was bei einem Strom von 5 Ampere einer Wärmeleistung von 725 Watt entspricht! Der Vorschaltwiderstand wird also zu einem kleinen Heizkörper, der fast doppelt so viel an Energie umsetzt wie die Lampe selbst. Lampe und Widerstand zusammengenommen haben dann eine Leistungsaufnahme 1,1 kW, die zu schätzungsweise 90 Prozent als Wärme umgesetzt werden. Unser Onkel Maxe hätte also sofort aufhören können mit Kohlen nachlegen, wenn er mit diesem Gerät Urlaubsdias in seiner kleinen Stube vorgeführt hätte.
Für professionelle Einsätze spielte diese energetische Frage freilich eine untergeordnete Rolle. Hier zählte nur eine möglichst helle Projektion. Und die verlangte nach einer Leuchtmittel-Kondensor-Kombination mit einem möglichst hohen lichttechnischen Wirkungsgrad. Dafür war die Mittelspannungslampe eine ausgezeichnete Lösung. Andere Hersteller gingen den Weg, viel leistungsstärkere Lichtwurflampen mit 500; 750 oder gar 1000 Watt einzusetzen. Durch deren große Lichtwendeln war der Gesamtwirkungsgrad aber so ungünstig, daß am Ende auch nicht mehr Licht auf dem Bildschirm kam, als mit der 75 Volt Lampe und dem Vorschaltwiderstand. Vielmehr hatte man hier das Problem, daß die 500 bis 1000 Watt auf engstem Raume innerhalb des Projektors hauptsächlich in Wärme umgesetzt wurden, wodurch sich dieser unerträglich stark aufheizte. Da halfen auch eingebaute Lüfter wenig, zumal die meiste Wärme durch die enge Bündelung genau dahin gelenkt wurde, wo sie überhaupt nicht gebraucht wurde: auf das Diapositiv nämlich. Diese Projektoren waren daher als „Dia-Gril“ verschrien. Wollte man die Dias schonen, mußten mehrere Wärmeschutzfilter eingesetzt werden, die aber aufgrund ihrer leichten Eigenfärbung genau dasjenige Licht absorbierten, das man gerade durch die zusätzliche Lampenleistung gewonnen hatte. Ein Teufelskreis also, der erst in den 60er Jahren mit den neuen Halogen-Lichtwurflampen und ihrem besseren Wirkungsgrad durchbrochen werden konnte. Bis dahin war die Jenaer Lösung mit der relativ leistungsarmen Lampe und dem sehr „luftigen“, von direkter Wärmeleitung entkoppelten Kondensor, die bessere Lösung. Das System Lampenhaus-Kondensor-Objektiv ist unten zu sehen. Dieses Gerät habe ich allerdings auf eine Halogen-Lichtwurflampe 225V/300W umgebaut (s. u. beim Malisix).
Zur Entlüftung trug zudem der kaminartige Aufbau des Lampenhauses bei, der dem „Ofenrohr“ dieses unverwechselbare Aussehen verlieh. Durch den „Saugzug“ dieses Kamins konnte ohne Einsatz eines Lüfters die Wärme vom Lampenhaus sowie von den zwei dünnen Wärmeschutzfiltern im Kondensor wirksam abgeführt werden. Man erkennt das gut an dem großen Lufteinlaß unter dem Kondensor.
Auf dem Bild unten sieht man auch die sehr stabile Objektivhalterung, in die verschiedene Wechselobjektive eingesteckt werden konnten. Ursprünglich waren das ein Triplet 2,8/100 und 2,8/140 mm. Später kam noch ein Triplet 2,8/80 und ein ziemlich einzigartiges 2,1/200 mm hinzu. Die Dimensionierung der Objektivaufnahme mit dem Nenndurchmesser 62,5 mm war an dem Standard der Kinoprojektionsmaschinen angelehnt, sodaß auch etliche Kipronare und Prokinare adaptiert werden konnten.
Auf der obigen Abbildung ist im Vordergrund noch ein weiteres Detail erkennbar, nämlich das Prisma und der zugehörige Prismenhalter für das Zeiss Stereosystem. Carl Zeiss Jena hatte ja in den 50er Jahren zwei Prismenvorsätze im Angebot, durch deren Hilfe quasi jede Kamera zu Stereokamera umgerüstet werden konnte, indem man selbige einfach vor das Aufnahmeobjektiv schraubte. Man gelangte dann zu zwei hochformatigen Halbbildern von etwa 16x24 mm Größe, die gemeinsam nebeneinander in einem handelsüblichen Diarahmen 5x5 montiert werden konnten. Das Projektionsprisma für den 375 W sorgte einerseits dafür, daß diese beiden Teilbilder auf der Leinwand nicht neben- sondern übereinander projiziert wurden. Gleichzeitig stellten auf die beiden Prismen aufgekittete Polarisationsfilter sicher, daß das Licht, das beide Teilbilder durchflutete, dies in senkrecht zueinander liegenden Schwingungsrichtungen tat. Mit einem zweiten Polfiltersatz als Analysator, der als geschmackvolle Brille geliefert wurde, wurde der übereinanderliegende Lichtwurf wieder getrennt, und dem rechten Auge das rechte Bild, dem linken Auge das linke zugeführt. Vorausgesetzt daß man eine Metallwand benutze, die die Polarisation des Lichtes nicht wieder aufhob, stellte sich auf diese Weise ein plastisches Projektionsbild ein. Der ganz große Wurf war dieses Jenaer Stereosystem allerdings nie, da aufgrund der kleinen Bildwinkel und des schlanken Hochformates kaum befriedigende stereoskopische Bildwirkungen erzielbar waren. Zudem hat Werner Pietsch schon seinerzeit auf durch die Schrägprojektion hervorgerufenen Verschmelzungsschwierigkeiten hingewiesen, die bei einer Großprojektion nun noch stärker ins Gewicht fielen. Richtig durchgesetzt hat sich diese Methode trotz der Tatsache, daß sie gut durchgearbeitet war, daher nie. Verwiesen sei noch darauf, daß die Verschränkung der beiden Polfilter zu Anfang noch senkrecht/waagerecht ausgelegt war. Später wurde dann auf die international übliche V-förmige Ausrichtung umgestellt. Man muß also immer prüfen, ob Brillen und Prisma zueinander kompatibel sind, wenn man das System einmal testen möchte.
Interessant dürfte noch die unten gezeigte Spezialversion des 375 W sein, die Zeiss als „Lupenprojektor“ bezeichnete [Vgl. Brauer, Egon: Erster Bericht über die Frühjahrsmesse 1955 in Leipzig; in: Bild und Ton, Heft 3/1955, S. 67.]. Er war dazu gedacht, Mikroskoppräparate projizieren zu können. Dazu hatte er einen speziell angepaßten Kondensor und eine andere Objektivaufnahme. Als Projektionssystem war ein Biotar 2/25 mm vorgesehen. Auch Standbilder auf 16 mm Film ließen sich damit hell und groß vorführen.
Weil dieser Bildwerfer 375 W ein originäres Zeiss-Produkt ist und daher diese Projektoren ausschließlich mit hauseigenen Objektiven versehen wurden, läßt sich auf indirekte Weise recht gut rekonstruieren, wie viele dieser Geräte in welchen Zeiträumen hergestellt wurden. Das verdanken wir der Überlieferung der Zeiss'schen Fertigungskarten und deren Veröffentlichung durch die Herren Thiele und Wimmer. Daraus ergibt sich folgendes Bild: Nimmt man an, daß das Triplet 2,8/10 cm bzw. 2,8/100 mm das "Standardobjektiv" dieses Projektors gewesen ist, dann gelangt dieses am 14. April 1948 konstruierte Objektiv im März 1950 in Fertigung und bis zum Juni 1962 werden anschließend 12.355 Exemplare hergestellt. Damit ist nicht nur der Fertigungszeitraum des Zeiss Kleinbildwerfers 375 W umrissen sondern auch die mindestens hergestellte Stückzahl. Dazu kommen noch einmal 1620 Stück des am 28. August 1951 in seiner Konstruktion abgeschlossenen Triplets 2,8/140 mm, das aber in seiner Mehrzahl sicherlich nur als Zusatzobjektiv und nicht als Erstausstattung vorgesehen war.
Interessant ist, daß uns diese Zeiss-Fertigungsunterlagen auch Rückschlüsse zum oben gezeigten "Lupenprojektor" zulassen. Hier weisen die Karteikarten zwischen 1955 und 1958 insgesamt 335 Biotare 2/25 mm aus, die in einer Sonderfassung gezielt für dieses Spezialgerät hergestellt wurden. Damit ist der Lupenprojektor eine echte Rarität. Nicht nur, weil generell nur wenige fabriziert wurden, sondern weil sie außerdem kaum in private Hände gelangt sein werden, um dort die Zeit zu überdauern.
Montage des Zeiss Kleinbildprojektors 375 W photographiert am 23. Mai 1952 [Bundesarchiv Bild 183-14829-0004].
Zeiss Kugelprojektor
Dieses urig ausschauende Gerät, das offiziell Zeiss Kleinbildwerfer 100 W hieß, volkstümlich aber Kugelprojektor genannt wurde, könnte man als Amateurvariante des obigen Großraumprojektors ansehen. Denn in mancherlei Hinsicht ist er nach denselben Grundprinzipen konstruiert worden, wenn man zum Beispiel das gut entkoppelte Kondensorsystem hernimmt. Auch die Aufnahme für den Wechselschieber bzw. die Bildbandführung ist kompatibel. Mit seiner Netzspannungslampe von 100 Watt Leistungsaufnahme ist er natürlich eher an die Anforderungen des heimischen Wohnzimmers angepaßt.
Der Bau von Projektionsgeräten bei Zeiss Jena wurde noch vor Gründung der DDR direkt von der sowjetischen Besatzungsmacht initiiert. Geräten wie dem Kugelprojektor oder auch der Tonkofferanlage TK35 kamen dabei durchaus die Aufgabe zu, auf dem Gebiet der agitatorischen Aufklärung einen Beitrag zu leisten. Ab Mitte der 50er Jahre war der Kugelprojektor aber auch für den Heimgebrauch zu haben. Das läßt sich gut mit den steil ansteigenden Produktionsziffern des Zeiss Triplets 3,5/100 mm belegen, mit dem das Gerät vorzugsweise ausgestattet wurde. Diese Brennweite erwies sich allerdings für das heimische Wohnzimmer als ungünstig lang. Wie die unten gezeigte Bedienungsanleitung wissen läßt, bot Zeiss "auch eine Sonderausführung des Gerätes mit Objektiv T[essar] 1:2,8 f = 50 mm [an], das auch bei kürzerer Projektionsentfernung Bilder von ausreichender Größe erzeugt." Die Brennweite dieses Normalobjektivs war nun wiederum für Projektionszwecke ein wenig zu kurz, weshalb ab 1957 die Standardversion des Kugelprojektors alternativ auch mit einem Triplet 2,8/80 mm versehen wurde. Das ist deshalb hervorhebenswert, weil dieser Brennweitenwert offenbar als optimal für die durchschnittlichen Wohnverhältnisse des DDR-Bürgers erkannt wurde und sich später als Standardwert durchsetzte (im Gegensatz zu den 90 mm in der Bundesrepublik).
Der dreilinsige, thermisch völlig entkoppelte Kondensor des Zeiss Kugelprojektors. Bemerkenswert: Alle Glasflächen sind vergütet! Daher genügte auch eine Lichtwurflampe mit lediglich 100 Watt Leistungsaufnahme.
Unten: Reklame für den Kleinbildwerfer 100 Watt in der Bild & Ton vom November 1949.
Über den Umweg der Objektivbestückung lassen sich auch bei diesem Projektor detaillierte Rückschlüsse auf die Produktionszeiträume und die hergestellten Mengen ziehen. Das in diesem Gerät bevorzugt eingesetzte Zeiss Triplet 3,5/10 cm bzw. 3,5/100 mm hat ein Rechnungsabschlußdatum vom 28. Februar 1946. Zum 12. September 1947 wurden die ersten 145 Stück fabriziert, woraus sich der Beginn der Serienproduktion in dieser Zeit verorten läßt. Bis Februar 1949 sollen insgesamt 3400 Stück des Triplets hergestellt worden sein, deren Anzahl aber durch fehlende Karteikarten nicht sicher belegt ist. 1952 folgen 20 Stück und 1953 300, bevor ab Ende 1955 wirklich eine handfeste Großserienfertigung einsetzt. Bis Mai 1963 werden fast 20.000 dieser Triplets 3,5/100 mm fabriziert – davon freilich mit 15.500 Stück die meisten in einer kurzen Phase zwischen 1958 und 1960. Aus dieser Zeit dürfte daher auch der Großteil dieser Bildwerfer stammen.
Auch das Triplet 2,8/80 mit der Rechnung vom 4. Oktober 1950 wurde fast ausschließlich in dieser Zeitspanne gebaut. Zwischen Oktober 1957 und August 1958 waren es knapp 3300 Stück. Zum 25. August 1956 wurde eine Neurechnung dieses Triplets abgeschlossen, von der zwischen 1959 und 1962 aber nur noch 275 Exemplare gebaut wurden. Nach diesen Mengenangaben zu den zugehörigen Objektiven sind zwischen 1947 und 1963 also maximal 27.000 Kugelprojektoren gefertigt worden. Hinzu kommen 200 Stück Tessare 2,8/50 im Jahre 1954, 300 Stück 1955, 100 Stück 1956, 200 Stück 1957, sowie jeweils 100 Stück in den Jahren 1958, 1959 und 1960 – also noch einmal 1100 Exemplare für die besonders "weitwinklige" Variante des Kugelprojektors. Wirklich selten ist der Zeiss Kleinbildwerfer 100 W damit nicht, aber eine Versorgung der Massen der Photoamateure in der DDR war damit leider trotzdem nicht zu erreichen. Das wurde erst mit dem im Folgenden beschrieben Filius erreicht.
Filius
HEGRA – Hermann Grau Friedrichshagen: Das ist der Ursprung dieses späteren Betriebsteiles des Kombinates Pentacon Dresden im Osten von Berlin. Nach Graus Enteignung firmierte die Fabrik unter dem Namen VEB DEFA Gerätewerk Friedrichshagen. Aufgabe war eigentlich, die Geräteversorgung für die bekannte DDR-Filmgesellschaft DEFA zu sichern. Die Bandbreite lag zwischen einfachen Umrollern bis zur Kopier- oder Entwicklungsmaschine. Doch die Erzeugnisse verharrten auf dem Stand der 30er und 40er Jahre, sodaß die DEFA ihre Ausrüstung nach Möglichkeit in der Bundesrepublik beschaffte:
„Den Anstrengungen der DEFA [ist] es bisher nicht gelungen, unsere Industrie für die Anfertigung der erforderlichen Apparaturen zu interessieren. Die Beschaffung aus Westdeutschland und dem Ausland ergab in jedem Jahr große Schwierigkeiten.“ [DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme, 1954, DEFA-Stiftung].
Um den Betrieb dennoch auszulasten, übernahm man um 1954 die Produktion des eigentlich von der Dresdner Firma Filmosto geschaffenen Diaprojektors Filius. Dabei handelte es sich um ein sowohl technisch gesehen, als auch von der äußeren Gestaltung her ausgesprochen konservatives Gerät. Doch dieser Bildwerfer war robust aufgebaut und wurde zudem in vergleichsweise großen Stückzahlen gefertigt, sodaß er trotz des hohen Preises von 216,55 DDR-Mark wirklich den Weg in die privaten Haushalte der DDR fand. Das lag natürlich auch hauptsächlich daran, daß der Filius einfach für die Exportwirtschaft der DDR uninteressant war und daher im Inlandsmarkt verblieb.
Interessant ist auch, daß mit dem Jubilar ein weiterer Diaprojektor in Friedrichshagen gefertigt wurde [Vgl. Bild & Ton, Heft 4/1955, S. 99.], der eigentlich ein Erzeugnis der Firma Filmosto gewesen ist. Dieser Dresdner Betrieb war mit seinen Vergrößerungsgeräten vom Typ "Autofoc" und "Multifoc" aber offenbar derart ausgelastet, daß die Bildwerferfertigung im großen Umfange ausgelagert werden mußte. Dieser Jubilar hatte gegenüber dem Filius den Vorteil, daß er nach Lösen einer Schraube geneigt werden konnte, um das Bild auf der Leinwand ausrichten zu können. Der sonstige Aufbau war aber genau so konservativ wie beim Filius. Da galt es schon als Lichtblick, als Ende der 50er Jahre der Filius 2 auf eine Niederspannungslampe 12V/100W umgestellt wurde. Kurzzeitig war sogar ein Umbausatz im Angebot, um vorhandene Fīliī auf dieses Leuchtmittel umrüsten zu können. Aber dazu wurde ein Netztransformator benötigt, der angesichts des in der DDR stets knappen Kupfers ein großes Problem darstellte. Dies war einfach nicht der richtige Weg, um in dem kleinen Land eine Massenversorgung mit Diaprojektoren sicherzustellen.
Daher wurde Anfang der 60er Jahre eine völlige Neukonstruktion gewagt. Mittlerweile war die Fabrik in Friedrichshagen Teil des VEB Kamera- und Kinowerke Dresden geworden. Der neue Filius 3 fiel trotz moderner äußerer Erscheinung innerlich wieder konservativ aus, da erneut eine Netzspannungs-Lichtwurflampe verwendet wurde. Diese war jedoch ein neuer, kompakter Typ mit dem Sockel Ba15. Mit dieser Lichtwurflampe 220V/150W und dem dreilinsigen Kondensor steckte im Filius 3 im Prinzip genau dieselbe Technik wie im zeitgenössischen Aspectar 150 (s.u.). Durch den Einsatz von Kunststoffen konnte nun jedoch endlich eine preiswerte Massenfertigung sichergestellt werden. Außerdem fehlte nach wie vor eine Höhenverstellung, sodaß dieser neue Filius nur die bescheidensten Komfortansprüche befriedigte. Richtig hochwertig war allerdings das anfangs sogar noch in Metall gefaßte Projektionsobjektiv Meyer Diaplan 2,8/80, das auf Basis hochbrechender Gläser neu geschaffen worden war.
Vergleich der beiden Lichtwurflampen für 220 Volt Netzspannung mit jeweils 150 Watt Leistungsaufnahme. Links der ältere Typ Narva Nr. 24.2202/81 mit Sockel P28s für den alten Filius und etliche ähnliche Projektoren der 1950er Jahre, rechts der neuere Typ Narva Nr. 24.2215/81 mit dem Sockel Ba15s für den Filius 3 und 4 bzw. den Aspectar 150.
Als ab Mitte der 60er Jahre in der DDR asphärische Kondensorlinsen in Großserie gefertigt werden konnten, wurden sowohl der Aspectar, als auch der Filius auf das neue zweilinsige Kondensorsystem umgestellt. Aus dem Aspectar 150 wurde der Aspectar 150 A und aus dem Filius 3 der Filius 4. Ansonsten blieb es bei dem veralteten Konzept. Der vergleichsweise niedrige Preis sowie fehlende Alternativen sorgten freilich trotzdem für reißenden Absatz über viele Jahre hinweg. Heute kann ich Sie nur inständigst warnen: Projizieren Sie Ihre wertvollen Diapositive bitte nicht mit solch einem Heizofen!
Aspectar 150
An dieser Stelle, werte Leser, möchte ich mit Ihnen über den Hauptvogel sprechen. Nein... nein, dies ist keine Internetseite über Ornithologie. Herbert Hauptvogel ist der Schöpfer dieses kleinen Heimprojektors. Das kann ich deshalb so genau sagen, weil er seine Idee am 3. Mai 1958 zum Patent angemeldet hat [Nr. DD22.217]. Bereits zur Herbstmesse desselben Jahres kam dieser vom Amateur dringend erwartete Kleinbildprojektor dann auf den Markt.
Das ganze Patent dreht sich hauptsächlich darum, wie man einen solchen Projektor möglichst kompakt aufgebaut bekommt und wie er trotzdem für die Wartung leicht geöffnet werden kann. Dazu trug vor allem das herausziehbare Vorderteil bei (Schutzanspruch 2) und daß im geschlossenen Zustand das Objektiv entfernt und von unten in den Projektor versenkt werden kann (Schutzanspruch 3). Zur Wartung wird das gesamte Innenteil mit den Kondensorlinsen und der Lichtwurflampe einfach aus dem Außengehäuse herausgezogen (Schutzanspruch 1).
Teil des Konzeptes war auch ein speziell konstruierter Wechselschieber, der sich nach der Vorführung mit unter der vorderen Haube unterbringen ließ. Dieses etwas umständlich zu bedienende Teil hat man sogar im Mai 1958 in der Bundesrepublik zum Patent angemeldet (und dann später ein Gebrauchsmuster erhalten; DE1.815.220). Ein paar Jahre später wurde dann dieser Wechsler, bei dem das Dia nach der Vorführung wieder oben herauskam, aber durch einen konventionellen Wechselschieber (der von links nach rechts geschoben wird) ersetzt. Dieser mußte dann halt nach der Vorführung ausgeklinkt und separat aufbewahrt werden.
Oben: Montage des neuen Aspectar 150 - offenbar noch im alten Filmosto-Werk in Dresden Pestalozzistraße 12, nun VEB Aspecta. [Bild: Höhne/Pohl, Deutsche Fotothek].
Unten: Zeitgenössisch schnippische Werbung für diesen Amateurprojektor aus dessen Einführungsjahr.
Bereits nach vergleichsweise kurzer Fertigungszeit hat es beim Aspectar 150 zwei Weiterentwicklungen gegeben, die das Modell Aspectar 150 A kennzeichnen. Zunächst wurde der kleine Projektor auf das neue Meyer Diaplan 2,8/80 mm umgestellt, das auf der Leipziger Herbstmesse 1960 vorgestellt worden war. Der Einsatz hochbrechender Schwerkron- und Schwerflintgläser ermöglichte diese Anhebung der Lichtstärke, was eine bessere Ausnutzung des Lichtstromes der 220V-Netzspannungslampe mit ihrer ungünstig großflächigen Leuchtwendel erlaubte. Trotzdem hatte sich der Preis nur um drei Mark und fünfzig erhöht, weil sich dieses Objektiv durch geschickte Konstruktion einfacher fertigen ließ. Aufgrund des größeren Durchmessers des Diaplans 2,8/80 war ein größerer Tubus nötig, weshalb der Bajonettanschluß am Projektor neu gestaltet werden mußte.
Perfektioniert wurde diese Weiterentwicklung des Aspectar 150 jedoch, als wenige Zeit später der bislang dreilinsige Kondensor durch einen modernen Zweilinser mit asphärisch deformierter Fläche ersetzt wurde. In dieser Bauform wurde der Aspectar 150 A fast zwei Jahrzehnte lang gefertigt, bevor er durch den weiter unten beschriebenen Pentacon H50 ersetzt wurde.
Kurios ist dabei das unten gezeigte Prospektblatt, das aus der Zeit zwischen den beiden Weiterentwicklungen stammt, und in dem der neue Aspectar 150 A konsequent falsch geschrieben wird.
Erste Schritte zur automatisierten Projektion
Bevor solche brandaktuellen Vollautomaten vom Typ Aspectomat entwickelt wurden, wie sie weiter unten beschrieben sind, brachten die Kamera- und Kinowerke zur Herbstmesse 1959 [Vgl. Bild & Ton, Heft 11/1959, S. 327.] einen halbautomatischen Diawechsler heraus, der zum Beispiel an den neuen Aspectar 150 angeschlossen werden konnte. Damit war es nun auch erstmals in der DDR möglich, auf die moderne Magazin-Projektion umzustellen, bei der nicht jedes Diapositiv einzeln aus dem Aufbewahrungskasten herausgenommen, seiten- und höhenrichtig in den Wechselschieber eingelegt und nach der Vorführung wieder im Kasten abgelegt werden mußte. Vielmehr zog man nun einfach den Dia-Greifer heraus, wodurch das bisher projizierte Dia in das Magazin zurückbefördert, anschließend das gesamte Magazin um ein Dia-Fach weitergerückt und beim hineinschieben des Greifers das nächste Dia automatisch in den Projektionsstrahlengang gebracht wurde. Außerdem übernahmen die Magazine zugleich die Funktion als staubsichere Aufbewahrungsbox für die Diapositive, die in ihnen in der einmal festgelegten Reihenfolge sicher untergebracht waren.
Schon im Jahr darauf bekam dieser Diawechsler dann einen elektromotorischen Antrieb verpaßt, wodurch er zum automatischen Diawechsler wurde. Das heißt, die Bewegung der Diapositive und des Magazins wurden von einem elektrischen Antrieb übernommen. Man mußte daher nun nur noch einen Taster betätigen, um zum nächsten Dia weiterzuschalten. Beide Wechsler blieben noch bis weit in die 70er Jahre im Programm. Der halbautomatische Wechsler kostete inkl. einem Magazin 46,20 M und der automatische 106,50 M. Diese Verlegenheitslösung, mit zusätzlichen Wechslern einen konventionell aufgebauten Diaprojektor nachträglich aufzuwerten, änderte freilich nichts daran, daß der kleine Aspectar mit seiner 150 Watt Lampe einer dieser altmodischen Dia-Grills blieb, die oftmals derart heiß wurden, daß sich manchmal sogar der dünnwandige Lampenkolben verformte. Aber so waren halt die Geräte damals aufgebaut. Trotz der deutlichen Kompromisse ermöglichte das erstmals, die Diaprojektion wirklich in die privaten Haushalte zu bringen. Und die beiden Diawechsler erlaubten auch bei knappen Budget eine nachträgliche Aufwertung des vorhandenen Projektors nach dem Baukastenprinzip.
Erfunden wurde der Diawechsler übrigens von Erich Korf [DD44.743 vom 26. November 1958]. Weil seine Befestigung am Gerät über die weit verbreitete trapezförmige Aufnahme der Wechselschieber erfolgte, konnte er auch an anderen Diaprojektoren angesetzt werden, wie den weiter unten beschriebenen Filius 3 bzw. 4 oder den Aspectar 500. Das Patent zum vollautomatischen Diawechsler folgte dann ein reichliches Jahr später [DD27.103 vom 18. Dezember 1959]. Hier waren neben Erich Korf noch Herbert Hauptvogel und Siegfried Hainy beteiligt. Die Besonderheit an diesem Motor-Wechsler lag dabei darin, daß die hin- und hergehende Bewegung des Diaschiebers dadurch erreicht wurde, daß der eingebaute Elektromotor seine Drehrichtung änderte, weil er durch Kontakte umgepolt wurde. "Durch den Einsatz eines polumschaltbaren Motors ergibt sich der geforderte geräuscharme Betrieb der Wechselvorrichtung sowie durch die direkt von der Transportwelle abgeleitete Steuerung der Kontaktfedersätze eine gedrängte Bauform mit geringstem Aufwand" – so heißt es im Patent. Der gedrängte Aufbau mag stimmen, aber von Geräuscharmut kann keine Rede sein. Auch treten durch die abrupte Richtungsumkehr sehr starke Erschütterungen auf, die den ganzen Projektor wackeln lassen. Interessant ist auch, daß im Patent von einer Auslegung des motorischen Antriebs dafür die Rede ist, den halbautomatischen Wechsler nachträglich mit ihm ergänzen und damit zum Vollautomaten aufwerten zu können. Dazu müssten die Antriebe auch einzeln erhältlich gewesen sein, was das oben bereits angesprochene Baukastenprinzip noch deutlicher unterstreichen würde.
Im Zusammenhang mit diesen neu eingeführten Diawechslern ist auch die Frage interessant, woher eigentlich das Magazin stammt, das für die nächsten 20 Jahre in der DDR den dominierenden Standard darstellen sollte. Es wird meist mit den Paximat-Magazinen der Firma Carl Braun in Nürnberg verglichen, weil sich beide sehr ähnlich sind und weil Braun noch lange Zeit an diesem Standard festhielt, als alle anderen Projektoren-Hersteller bereits auf das ursprünglich von Leitz entwickelte Gemeinschaftsmagazin umgestiegen waren. Wie die Abbildung unten links zeigt, war dieses Leitz-Magazin nach oben hin offen, was in der Werbung als Vorteil hingestellt wurde, weil dies erlaube, auch während der Projektion Dias herauszunehmen. In der Praxis verursachten diese Magazine allerdings viel Ärger, da schon bei stärkerer Verkippung die lose eingesteckten Dias herausfielen und sowohl in ihrer Reihenfolge als auch in ihrer Ausrichtung auf Seiten- und Höhenrichtigkeit durcheinanderkamen. Dieses Gemeinschaftsmagazin ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine technisch schlechte Entwicklung einfach aufgrund ihrer Marktmacht zum Industriestandard werden kann.
Bei dem später in Deutschland als Paximat-Magazin bezeichneten Standard befanden sich die Öffnungen für die Diafächer hingegen seitlich. Die Diapositive waren weniger lose in ihrer Fächern und konnten nur herausrutschen, wenn man das Magazin zu sehr neigte. Bei genauerer Recherche ergab sich jedoch, daß dieser Magazintyp keine Entwicklung der Firma Braun ist. Er scheint in Deutschland zuvor bereits durch die Berliner Firma Kindermann verwendet worden zu sein. Sein Ursprung liegt aber eindeutig in den USA. Hier ist die Patentliteratur aber derart umfangreich, daß nicht wirklich feststellbar ist, auf wen die Entwicklung des Magazins mit seitlichen Schlitzen tatsächlich zurückgeht. Auf dem amerikanischen Markt kamen seit Ende der 40er Jahre mehrere Firmen mit ähnlichen Lösungen heraus. Durch das Kodachrome-Verfahren erlebten hier Kleinbild-Diapositive direkt nach dem Kriege einen enormen Boom. Doch das US-Patent Nr. 2.724.989 vom 14. März 1952 zeigt unverkennbar genau diejenige Bauform, die später auch in Deutschland von Kindermann, Braun und schließlich auch dem VEB Kamera- und Kinowerke übernommen wurde. Daher ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die Firma Bell & Howell in Chicago der Urheber dieser Magazinbauform gewesen, die sich in den USA auch rasch bei anderen Projektorenbauern durchsetzte und damit einen weit verbreiteten Standard bildete. Das könnte auch daran gelegen haben, daß Bell & Howell die Magazine (englisch: "slide tray") vielleicht gar nicht selbst herstellte, sondern die Lizenz offenbar an die Firma Yankee Photo Products in Los Angeles vergab, die in der Folgezeit in den USA diesen Dia-Sektor auffällig dominierte.
Es ist also ziemlich eindeutig, daß man in der DDR in den späten 50er Jahren einen Industriestandard übernahm, der ursprünglich aus den USA kam und der anfänglich auch in der Bundesrepublik weite Verbreitung gefunden hatte. Hier wurden diese Magazine in der Folgezeit auch in Details weiterentwickelt. Unten ist zum Beispiel das Bundesgebrauchsmuster Nr. 1.785.434 vom 24. Januar 1959 zu sehen, mit dem die Firma Braun greiferseitige Griffmulden einführte, damit man die meist recht stramm sitzenden Dias besser herausschieben und einzeln entnehmen könne.
Von der Firma Kindermann in Berlin-Marienfelde existiert hingegen eine Gebrauchsmusterschutzanmeldung Nr. 1.788.660 vom 5. Dezember 1958, mit dem das Bell & Howell-Magazin mit Federn in den einzelnen Diafächern versehen wurde. Der Hintergrund lag darin, daß seinerzeit neben dicken Glas- und Plastrahmen die Dias auch zunehmend in dünnen Papprahmen gefaßt wurden, welche recht leicht aus den Diafächern herausfielen. Auch war es problematisch für den Transportmechanismus, wenn sich die Rähmchen durch schrägstellen in ihrem Fach verkanteten. In eine ähnliche Kerbe schlug auch das bundesdeutsche Gebrauchsmuster Nr. 1.812.460 vom 15. September 1959, mit dem der DDR-Photogerätebau (unter der Alibi-Firma VEB Feinmeß Dresden) eine sogenannte Kammfeder einführte, die die Diapositive so gegen die gegenüberliegende Innenwand drückte, daß ein ungewünschtes herausrutschen völlig ausgeschlossen war. Diese Federzungen waren das Erkennungsmerkmal für die Kastenmagazine aus DDR-Produktion, die damit eine vollständige Verschüttsicherheit aufwiesen. Auf diesen Magazinen basierten genau 20 Jahre lang die automatischen DDR-Projektoren und Diawechsler, bis Ende der 70er Jahre dann auf einmal dieser Standard vollständig aufgegeben und zum bundesdeutschen Universalmagazin umgestellt wurde (siehe weiter unten zur Pentacon AV-Gerätegeneration)
Aspectar 500 und die Aspectare N24 und J24
Während es also in der DDR durchaus einige Bildwerfer für Heimzwecke mit Lampen von 100 oder 150 Watt zu kaufen gab, fehlte es nach dem Auslaufen des technisch veralteten Zeiss-Projektors 375 Watt an einem lichtstarken Gerät für große Räume. Diese Situation änderte sich, nachdem der VEB Aspecta im Jahre 1958 zunächst dem VEB Kamera-Werke Niedersedlitz angegliedert worden war, um schließlich zum 1. Januar 1959 im neuen Photo-Großbetrieb VEB Kamera- und Kinowerke aufzugehen. Vom VEB KWN kamen Konstrukteure wie die oben bereits erwähnten Erich Korf und Herbert Hauptvogel. Hatte zuvor die Entwicklung von Vergrößerungsgeräten im Vordergrund gestanden, so kam nun endlich frischer Wind in den Sektor der Diaprojektoren. Der auf der Leipziger Herbstmesse 1959 [Vgl. Bild & Ton, Heft 11/1959, S. 327f.] vorgestellte Aspectar 500 war für sogenannte Schmafilmlampen bis 500 Watt ausgelegt. Dazu wurde erstmals ein Lüfter integriert, weil das halbe Kilowatt Elektroenergie ja hauptsächlich in Wärme umgewandelt wurde. Der Rest des Gerätes fiel aber gewohnt konservativ aus: Wechselschieber, Bildbandführung, Fokussierung am Gerät.
Wenige Jahre später konnte dieses Gerät aber völlig überarbeitet werden. War der Aspectar 500 noch als sogenanntes Allstromgerät ausgelegt, das auch in Gleichspannungsnetzen verwendet werden konnte, so erlaubte die beinah flächendeckende Versorgung mit Wechselspannung nun eine völlige Neukonzeption. Äußerlich blieb es zwar beim wenig geschmackvollen Katzbuckel-Design, aber das Durchleuchtungssystem des neuen Aspectar N24 wurde auf eine lichttechnisch viel günstigere Niederspannungslampe 24 Volt/150 Watt umgestellt, die trotz ihrer geringen Leistungsaufnahme beinah so helle Projektionsbilder liefern konnte wie zuvor die 500 Watt Netzspannungslampe. Und dort, wo bislang der Lüftermotor saß, fand jetzt ein Netztransformator Platz. Ob der gänzliche Wegfall des Lüfters ein großer Fortschritt gewesen ist, will ich mal dahingestellt lassen. Aber Niederspannungs-Lichtwurflampen mit ihren robusten und kleinen Flachkern-Glühwendeln waren immer eine deutliche Verbesserung.
Allerdings handelt es sich bei der Lichtquelle des Aspectar N24 noch um eine herkömmliche Glühlampe, bei der sich mit der Zeit das Material der Glühwendel an der Innenseite des Lampenkolbens niederschlug. Deshalb war diese in einem großen Lampenkolben untergebracht. Und die Fassung war mit dem selbstzentrierenden Sockel G17q versehen, der auch bei den damaligen Netzspannungslampen verwendet wurde. Mit dem Aufkommen der neuen Halogen-Stiftsockellampen, die durch ihren Halogen-Kreisprozeß keine allmähliche Schwärzung des Lampenkolbens mehr aufwiesen (siehe nächsten Abschnitt) war diese Lichtquelle Anfang der 70er Jahre schnell wieder veraltet. Deshalb wurde das Gerät zum Aspectar J24 weiterentwickelt, der zur Aufnahme der neuen Jod-Glühlampe mit ihrer Stiftsockel-Fassung versehen wurde. Diese Leuchtmittel sind bis heute problemlos lieferbar. Im Zuge dieser Modernisierung wurde auch der bisherige dreilinsige Kondensor auf einen zeitgemäßen asphärischen Kondensor umgestellt. Für den älteren Aspectar N24 scheint der VEB Narva aber auch eine zeitlang eine Halogen-Lichtwurflampe 24V/150W mit dem Spezialsockel G17q im Programm gehabt zu haben, womit diese noch vielfach vorhandenen Geräte quasi dieselbe Leistung erreichten wie der neue Aspectar J24..
Mit einem Verkaufspreis von 440.- Mark (plus 72,60 M für den Transportkoffer) war der Aspectar N24 kein Gerät für den privaten Gebrauch, sondern hauptsächlich für Freizeit- und Bildungseinrichtungen sowie Institute. Er und sein Nachfolger standen noch bis weit in die 1990er Jahre hinein in so mancher ostdeutschen Schule im Einsatz. Mit Ausnahme der Lampe gibt es eigentlich kein Bauteil an diesen robusten Geräten das kaputtgehen könnte.
Mit den ansetzbaren halb- und vollautomatischen Magazin-Wechslern, dem Tonkopller Aspecton für eine automatisierte Vorführung per Tonbandgerät sowie dem Zeitschalter Temporus konnten die konventionellen Diaprojektor-Typen ab den späten 60er Jahren nachträglich etwas aufgewertet werden.
Unten: Dieser Automatisierung stand jedoch das leidige Themenfeld der Diarahmung entegen, die in der DDR ein riesiges Ärgernis für den Photoamateur darstellte. Die Dias mußten wie zu Urzeiten in eine Papiermaske eingelegt und diese anschließend zwischen zwei 5x5 cm große Deckgläser gesteckt werden, die mit dann mit Klebestreifen verschlossen werden mußten. Als endlich Wechselrahmen aus Metall oder Kunststoff hergestellt wurden (zum Beispiel von der Firma Stoll), dann wiesen auch die immer wieder Qualitätsprobleme auf. Durch die die sehr stark schwankende Dicke der Glasscheiben mußte beispielsweise bei jedem Diawechsel die Schärfe nachgestellt werden. Blasen und Schlieren im Glas sorgten für viel Ausschuß, usw. Durch scharfe Kanten oder zu große Stärke blieben die Wechselrahmen in den Mechanismen stecken. Diese Lage wurde damals breit in der Fachpresse diskutiert und auch offen kritisiert. [Vgl. u.a. Dreizner, Walter: FRIMÜ-Dia-Rahmen 7x7; in: Fotofalter 1/1961, S. 28ff oder Dreizner, Walter: Projektion und Weltniveau; in: Fotofalter 2/1960, S.52ff und vor allem Dreizner, Walter: 5x5-Dia und automatische Projektion; in: Fotokino Magazin 2/1963; S. 46ff.] Diese Qualitätsprobleme sorgten für Beschwerden bis in die höchsten Kreise des Handels, wie der unten gezeigte Ausschnitt belegt. [Korff, Heinz: Fotofalter 2/1960, S. 256.]
Aspectomat 300
Bis in die 1950er Jahre hinein hatten Diaprojektoren gewissermaßen immernoch denselben Grundaufbau wie die schon seit Jahrhunderten bekannte Laterna Magica. Mit der Umstellung vom Wechselschieber zur Magazin-Vorführung setzte allerdings ein Wandel ein, der letztlich zu vollintegrierten Geräten in moderner Formgebung führte. Zu den größten Vorbildern zählte dabei die Firma Leitz Wetzlar mit ihrer Pradovit-Reihe. In einem schnörkellosen, glattflächigen prismatischen Gehäuse waren die Beleuchtungsoptik, der Lüfter, die Magazinbahn samt Wechselmechanik sowie bei den späteren Geräten mit Niedervoltlampe der Netztransformator untergebracht. Dieser geschlossene Aufbau ermöglichte eine wirklich wirksame Abführung der durch die Lichtwurflampe im Gerät entstehenden Wärme. Ebenso war eine bei unverglasten Dias sehr wichtige Scharfstellung des Objektives per Fernbedienung vorgesehen, auch wenn diese in der technischen Ausführung bei den frühen Geräten noch nicht ganz ausgereift gewesen ist. Zum Transport konnte das kompakte Gerät zudem mithilfe einer Blechhaube in einen geschlossenen Kasten verwandelt und wie eine Aktentasche überall hin getragen werden. Es ist sehr offensichtlich, wie diese Pradovit-Reihe von den Dresdner Konstrukteuren zum Vorbild genommen wurde.
Doch ein derartiges Aufholen zum Stand der westdeutschen Kleinbild-Diaprojektoren-Technik mit Lüfter, automatischem Magazintransport und Kabelfernbedienung war erst möglich, nachdem 1959 der VEB Kamera- und Kinowerke gegründet worden war und eine entsprechend leistungsfähige Konstruktionsabteilung zur Verfügung stand. Jetzt endlich konnte unter der Führung von Erich Korf und Rudolf Hainy ab 1960 mit dem Aspectomat 300 ein automatischer Diaprojektor auf dem internationalen Stand der Technik konstruiert werden. Das Gerät arbeitete mit einer damals aktuellen speziellen 300 Watt Netzspannungslampe mit Stecksockel, hatte einen asphärischen Kondensor und war mit einem Lüfter und einer Kabelfernbedienung ausgestattet. Für die automatisierte Projektion kam dasselbe, aus den USA übernommene Kastenmagazin zur Anwendung, wie bereits bei den oben beschriebenen halb- und vollautomatischen Diawechslern. Die zusätzlichen Federzungen in den einzelnen Diakanälen bewirkten, daß dieses DDR-Magazin wirklich als verschüttsicher bezeichnet werden konnte. Dieser Aspectomat war nach all den Jahren des Stillstandes wirklich ein erheblicher Fortschritt.
Daß man in Dresden durchaus Anleihen beim Vorbild aus Wetzlar genommen hatte, erkennt man auch am sehr ähnlichen Beriebsverhalten des Aspectomat: Ist die Lichtwurflampe eingeschaltet, so bewirkt ein Druck auf den Transportknopf, daß das bisherige Dia vollständig gegen das nächste ausgewechselt wird. Bei ausgeschalteter Lampe hingegen verharrt der Transportgreifer in der ausgefahrenen Position, sodaß sämtliche Dias in das Magazin zurückgeschoben worden sind und dasselbe dadurch beliebig manuell vorwärts oder rückwärts bewegt oder gänzlich aus dem Projektor entfernt werden kann. Deutlich besser war beim Aspectomat dagegen die Schärfekorrektur mit der Fernbedienung gelöst. Hier hatten die Dresdner einen eigenständigen elektromotorischen Antrieb integriert, wodurch mit zwei getrennten Tasten ein Vor- oder Zurückbewegen des Objektives möglich wurde. Demgegenüber wurde beim Pradovit der Objektivantrieb nur vom Gebläsemotor abgeleitet, weshalb die Scharfstellung per Fernbedienung immer nur in eine Richtung möglich war, was in der Praxis schnell sehr lästig wird, weil meist der gesamte Bewegungszyklus des Objektives durchfahren werden muß, um den Schärfepunkt zu finden. Erst bei den Folgegeräten hat Leitz das abgeändert.
Aus der Erfahrung mit den in der DDR erhältlichen, mehrheitlich nicht "automatensicheren" Diarahmen, hatten Erich Korf und Siegfried Zeibig für den Aspectomat 300 ein Schaltgetriebe für den Diatransport entwickelt, das überlastungsfest war und sich bei Transportstörungen lösen ließ. Das zugehörige bundesrepublikanische Patent wurde am 8. August 1960 angemeldet [Nr. DE1.122735]. Auch für den Handschalter des Aspectomat, mit dem der Diatransport ausgelöst sowie die Bildschärfe elektromotorisch nachgeregelt werden konnte, hat man in der Bundesrepublik einen Gebrauchsmusterschutz eingeholt [DBGM Nr. 1.836.020 vom 9. November 1960]. Erfinder war der als Pentacon-Formgestalter bekannte Manfred Claus, der das Äußere vieler DDR-Photogeräte geprägt hat.
Montage des Aspectomat 300 im Stammwerk der neuen Kamera- und Kinowerke. Am Ernemannturm scheinen schon die Lettern "VEB Pentacon" angebracht gewesen zu sein, also müssen diese Aufnahmen zwischen dem 1. Januar 1964 und dem Übergang zum Nachfolgegerät Aspectomat J24 im Jahre 1965 entstanden sein. [Autor: Wolfgang Schröter, Deutsche Fotothek]
Unten: Der Aspectomat 300 wurde offenbar auf der Leipziger Herbstmesse 1963 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Die Aufnahme von Heinz Woost zeigt möglicherweise den Entwicklungsleiter Hauptvogel [Deutsche Fotothek, Datensatz 71805850]. Mit der Spitzenposition auf dem Weltmarkt und dem dies rechtfertigenden Gütezeichen Q war es aber bereits nach wenigen Monaten wieder vorbei.
Der Pentacon Aspectomat 300 versteckt als "Revue-Aspectomat" inmitten einer Unzahl an Produkten verschiedenster Provenienz in einem Katalog von Foto-Quelle aus dem Jahr 1965. Für den bundesdeutschen Konsumenten war quasi nicht ersichtlich, daß dieses Gerät aus der DDR kam – und er brauchte das auch nicht unbedingt zu wissen.
Aspectomat J24 und J24B
Dieser Aspectomat 300 wurde allerdings nicht lange produziert. Die 300 Watt Lampe war nicht ideal – trotz Lüfter. Der Trend ging international zur optisch deutlich günstigeren Niederspannungs-Lichtwurflampe mit Flachkernwendel. Außerdem war der sehr behäbig ausgefallene Diatransport des Aspectomat nicht auf der Höhe der Zeit und ein Wiederholen des vorangegangenen Dias (Rückwärtstransport) war nur auf sehr umständliche Weise möglich. Es wurde daher ein neuer Aspectomat J24 konstruiert, der beide Mängel beseitigte.
Er arbeitete mit der international neu eingeführten Niederspannungslampe mit Jodfüllung – der sogenannten Halogenglühlampe –, die mittlerweile vom VEB Narva bereitgestellt werden konnte. Der Vorteil dieser Leuchtmittel liegt darin, daß sich durch einen Halogen-Kreisprozeß kein sublimiertes Wolfram auf der Innenseite des Glaskolbens niederschlägt (desublimiert) und daher die Lichtausbeute über die Lebensdauer des Leuchtmittels hinweg konstant bleibt. Dadurch konnte der Glaskolben kleiner werden, weil keine große Fläche zur Aufnahme des Wolfram-Niederschlages mehr benötigt wurde. Durch die daraus resultierende hohe Wärmebelastung des Glases mußte hier freilich Hartglas oder Quarzglas verwendet werden. Der gedrängte Aufbau und die fehlende Schwärzung des Glaskolbens ermöglichten es im Gegenzug wiederum, die Glühtemperatur des Wolframdrahtes bis nah an den Schmelzpunkt des Materiales heranzuführen, wodurch die Lichtausbeute stark gesteigert und die Farbtemperatur Richtung blau verschoben werden konnte. Weil gleichzeitig die Abmessungen des Leuchtkörpers verringert werden konnten und er sich dadurch dem Ideal der Punktlichtquelle annäherte, waren diese Halogen-Stiftsockellampen rasch internationaler Stand der Technik geworden und sie verdrängten daher auch alle vorherigen Lampentypen im Bereich der Heimprojektoren binnen kürzester Frist. Um so erstaunlicher, daß auch der VEB Pentacon Dresden rasch auf diese Entwicklung reagieren konnte.
Vergleich der neuen Halogen-Stiftsockellampe 24V/150W des Aspectomat J24 mit der Netzspannungslampe 220V/300W im Sockel G17q des Aspectomat 300. Gut zu erkennen die für Niederspannungslampen typische sehr kleine Abmessung der Flachkernwendel, die dem Ideal der punktförmigen Lichtquelle sehr nahe kommt. Bei der 300W-Lampe ist das Innere des Lampenkolbens zudem schon sichtlich durch niedergeschlagenes Wolfram geschwärzt, was die Lichtausbeute sehr negativ beinflußt. Dieses Problem erübrigt sich bei Halogenglühlampen.
Denn schon 1965 konnte mit dem völlig neu konstruierten Aspectomat J 24 („J“ für Jodlampe und 24 für das Leuchtmittel 24 Volt/150 Watt) der Vorgänger abgelöst werden. Durch geschickten Aufbau gelang es sogar, die äußeren Abmessungen des Gerätes quasi beizubehalten, obwohl nun zusätzlich ein großer Netztransformator im Gehäuse integriert werden mußte. Aus demselben Grunde legte der J24 gegenüber seinem Vorgänger natürlich auch deutlich an Masse zu. Eine zweite Trafo-Anzapfung ermöglichte zudem eine sogenannte Sparschaltung, bei der sich die Lebensdauer der Halogenlampe bei geringfügig dunklerem Schirmbild um mindestens 50 % erhöhte.
Eine spürbare Perfektionierung erfuhr auch der Aufbau der Projektorbelüftung. Diese wurde so umkonzeptioniert, daß nun nicht mehr wie beim Aspectomat 300 die Lampe vom Ventilator angeblasen, sondern die heiße Abluft quasi aus dem Projektor abgesaugt wurde. Dabei wurde die nachströmende kühle Frischluft so geleitet, daß sie hauptsächlich über das gerade projizierte Diapositiv strich und dieses dabei sehr wirksam kühlte. Außerdem fand nun statt des bisherigen Axiallüfters ("Propellers") ein geräuschärmerer Radiallüfter Verwendung, der das Gerät selbst bei stundenlangem Betrieb nur handwarm werden ließ. Mit einem deutlich beschleunigten Bildwechsel und der nun viel einfacheren Umstellung von Vor- auf Rückwärtstransport hatte man in Dresden ein wirklich zeitgemäßes Gerät in kompakter Bauform und robuster Bauweise geschaffen. Mit 650,- Mark war dieser Projektor allerdings beinah so teuer wie ein einzelnes Gehäuse der damaligen Spitzenkamera Praktica LLC! Einen Zeitschalter "Temporus" für 137,- Mark und einen Tonkoppler "Aspecton" für 124,- Mark gab es zusätzlich zu kaufen.
Kernstück der völlig überarbeiteten mechanischen Konzeption des Aspectomat J24 war das Greifer- und Magazintransport-Getriebe mit dem einerseits der Diawechsel gegenüber dem Aspectomat 300 deutlich beschleunigt und andererseits eine sehr kompakte Bauweise erzielt werden konnte. Dazu liefen in einem Kronenrad ständig zwei verschiebbare Ritzel mit, die je nach Wahl der Transportrichtung per elektromagnetischer Ansteuerung auf der einen oder anderen Seite mit diesem Kronenrad zum Eingriff gebracht werden konnten. Diese ziemlich vehement arbeitende Getriebeschaltung war nur deshalb umsetzbar, weil die Zahnräder aus verschleißfestem Polyamid gefertigt waren. Die Ritzel fielen in die neutrale Stellung zurück, wenn der Greifer das Diapositiv in Betrachtungsposition gebracht hatte und dabei der rechts zu sehende Kontaktsatz geöffnet und die Elektromagneten abgeschaltet wurden. Angemeldet wurde das zugehörige Patent Nr. DD48.064 am 23. April 1965.
Wie intensiv an einer adäquaten Lösung insbesondere auch für den Fortschaltmechanismus des Diamagazins ist an der unten gezeigten Schutzschrift zu sehen, die im Jahr zuvor angemeldet worden war [Nr. DD39.794 vom 25. August 1964]. Hieraus wurde nur der Ansatz mit dem schraubenförmig gewundenen Nocken übernommen. Dadurch konnte das Magazin bei herausgezogenem Diaschieber freizügig von Hand vor- und zurückbewegt werden.
Eine auf den ersten Blick nur geringfügige Weiterentwicklung folgte 1970 mit dem oben bereits gezeigten Modell Aspectomat J24B. Bei gleichem Grundaufbau war der Projektor nun für eine „automatische Bildbandführung“ eingerichtet (daher das „B“), die es ermöglichte, unzerschnittene, in Kassetten untergebrachte Bildbänder per Knopfdruck, Zeitschalter oder sogar vom Tonband gesteuert vorzuführen – also genau so, wie man es vom Dia-Magazin her gewohnt war. Das bedeutete eine sehr praktische Alternative zu der recht umständlichen und zeitraubenden Rahmung von Einzeldias, die ja vor allem dann nicht lohnte, wenn die Lichtbilder nur für kurze Zeit gebraucht wurden. So war es beispielsweise möglich, Dokumente für Vorträge an Schulen oder Universitäten rasch mit einer Kleinbildkamera auf Mikroaufnahmefilm zu reproduzieren und anschließend den Streifen nach einer Rapid-Entwicklung umgehend vorzuführen. Es mußte nur beachtet werden, daß die Aufnahmen allein im Querformat erfolgen duften, denn ein Drehen auf Hochkant war nicht möglich (eine im DDR-Patent Nr. 108.388 ausdrücklich auch für Bildbandvorführung vorgesehenes optisches System zur Bilddrehung wurde in der Praxis nicht verwirklicht).
Neben dieser auf dem internationalen Markt ziemlich einzigartigen Bildbandführung war der Aspectomat natürlich auch für Wechselobjektive ausgelegt. Damit war eine rasche Anpassung an unterschiedliche Raumbedingungen möglich. Mit wenigen Handgriffen hatte man die Fanglinse des Kondensors gewechselt, um die volle Lichtleistung auch mit der längeren Brennweite nutzen zu können. Auch das war zeitgemäß gelöst.
Unten: Ausbildung von Lehrlingen am Aspectomat J 24B in der Pentacon- Lehrwerkstatt im September 1973. Bild: Hartmut Reiche, Bundesarchiv.
Pentacon H50
Aufgrund seiner Kompaktheit war der Aspectar 150 ja eigentlich sehr beliebt. Wenn er nur nicht so unerträglich heiß geworden wäre. Auch das Konzept der Netzspannungslampe mit ihrer großen Leuchtwendel war mehr als ungünstig. Aus diesen beiden Gründen wurde er in den 80er Jahren durch den Pentacon H50 abgelöst. Hier wurde nun eine Halogen-Stiftsockellampe mit 50 Watt Leistungsaufnahme eingesetzt. Dieses Leuchtmittel gibt mit seinen 1400 Lumen zwar nur etwa die Hälfte des Lichtstromes der 150 Watt Netzspannungslampe (ca. 2700 lm) ab, aber der generell höhere Wirkungsgrad von Halogen-Lichtwurflampen sowie die deutlich günstigeren Leuchtkörperabmessungen von nur noch 3,3x1,9 mm sorgten dafür, daß der H50 trotzdem ein helleres Projektionsbild lieferte als das Vorgängergerät mit der Netzspannungslampe. Weil dazu nur noch 1/3 der Leistungsaufnahme nötig war, heizte sich der H50 auch bei längerer Projektion kaum merkbar auf. So konnte auf einen Lüfter verzichtet werden, womit der H50 lautlos arbeitet. Mit 177,- Mark war er kaum teurer geworden als der Aspectar 150A (ohne Tasche 173,50 Mark), obgleich ja nun ein kleiner Transformator eingebaut werden mußte.
Im Gegensatz zum Aspectar 150 mußte beim Pentacon H50 das Objektiv nach der Vorführung nicht abgeschraubt und in den Boden des Projektors gesteckt werden. Vielmehr konnte die Objektivführung nach einer Verdrehung in die Objektivstandarte versenkt werden. Diese simple Anordnung ist sogar noch am 26. Juni 1980 zum Patent angemeldet wurden [DD151.823]. Immerhin gibt uns die Patentschrift die Auskunft, daß Erich Korf und Horst Kirsten diesen kleinen Projektor entwickelt haben.
Für mich ist der Pentacon H50 der einzige "lüfterlose" Projektor, den ich auch heute noch empfehlen kann, weil er eben längst nicht so heiß wird. Außerdem ist die kleine 12 Volt/50 Watt Halogen-Stiftsockellampe nach wie vor handelsüblich. Die Osram-Lichtwurflampe HLX 64610 bietet durch das Füllgas Xenon sogar eine geringfügig größere Lichtleistung von 1600 Lumen bei noch weiter verkleinerter Leuchtwendelfläche. Insbesondere für Leute, die noch im Besitz unzerschnittener Bildbänder sind, die früher als Märchenstreifen für Kinder oder Reisesouvenirs mit Urlaubsmotiven weit verbreitet waren, ist dieser Projektor sehr empfehlenswert. Allerdings sollte man beachten, daß für den H50 eine spezielle Bildbandführung mit schlanken Aufwickelspulen (Erzeugnisnummer 74 41 990/27 49 00) geschaffen wurde, die sich als nötig erweist, wenn Bilder im Hochkant-Format vorgeführt werden sollen. Die Bildbandführungen des Aspektars 150 sind zwar grundsätzlich mit der Wechselaufnahme des H50 kompatibel, doch deren größere Wickeldorne passen nur schwer in den schmaleren Raum zwischen Projektorgehäuse und Objektivstandarte, wenn die Führung um 90 Grad gedreht wird.
Gut zu sehen: der kompakte Netztransformator unter dem Lampenhaus. Außerdem ist der Projektor auf extrem schnelle Montage ausgelegt. Er besteht lediglich aus zwei Gehäuseschalen in welche die Komponenten nur eingesteckt werden. Zusammengehalten werden die Schalen dann oben mithilfe zweier Klammern und unten mit zwei Gewindeblechen.
Malicolor
Basierend auf ebendieser 50 Watt Halogenlampe war bereits seit Anfang der 1970er Jahre in großen Stückzahlen hergestellte Malicolor SL konzipiert. Sein Name weist darauf hin, daß er noch von der Leipziger Firma Heinrich Malinski konstruiert worden war. Geliefert wurden die Geräte dann aber unter der Herkunftsbezeichnung "VEB Modellkonstrukt Leipzig" oder "VEB Bildwerfer Leipzig", da der Betrieb von Malinski 1972 enteignet worden war. Die Herstellerbezeichnung wechselte offenbar so oft, daß man gleich dazu überging, gesonderte Fabrikschilder aufzukleben. Fällt mal eines von diesen ab, so kann man darunter noch den wahren Urheber entdecken. Man ließ also lieber jahrelang tausende von Schildern aufkleben, anstatt die Spritzgußform des Chassis neu anzufertigen.
Dieser formschöne Projektor arbeitete nach dem Prinzip des Stapelmagazins, bei dem ein kleiner Packen Dias in die Magazinbahn eingelegt und durch manuelles Herausziehen und Hineinschieben des Wechslers transportiert wurde. Das Kürzel "SL" (eigentlich für Schnellladesystem) deutet schon darauf hin, daß dieser Projektor in die für den Amateur geschaffene Reihe mit preiswerten Kameras, Diarahmen und eben auch Projektoren einzuordnen ist. Mit 190,- Mark kostete er freilich fast genau so viel, wie die Spitzenkamera des SL-Systems "Pentacon electra".
Diesem Malicolor wurde in den 80er Jahren noch ein Schwestergerät zur Seite gestellt, das bei gleichem Grundaufbau für das nunmehr in der DDR eingeführte (westdeutsche) Universalmagazin nach DIN 108 ausgelegt war. Dieser Unicolor H50 genannte Projektor kostete ursprünglich 215,- Mark. Was nun folgte, war eine dieser typischen DDR-Absurditäten: Zum Ende hin wurde dieser Projektor nämlich mit einem Netzschalter ausgestattet und nannte sich nun Unicolor H50s. Das ganze Dilemma der DDR-Wirtschaftspolitik, bei der der Wertverfall der Inlandswährung aus ideologischen Gründen nur nach dem Nachweis einer GEBRAUCHSWERTERHÖHUNG durch den Hersteller an den Verbraucher weitergegeben werden durfte, zeigt sich nun darin, daß das Hinzufügen eines bloßen Netzschalters im Werte von wenigen Pfennigen dazu genutzt wurde, um den Preis des verbesserten Unicolor auf 290,- Mark anzuheben. Solcherlei Einzelbeispiele für die Preispolitik in der DDR lassen es für uns Nachgeborene heute nachvollziehbar werden, weshalb die Unzufriedenheit der DDR-Bevölkerung während der 80er Jahre so unaufhaltsam anwuchs und sich letztlich eruptiv entlud.
Pentacon AV-Reihe
Nun habe ich oben bereits angedeutet, welcher Schritt in den späten 1970er Jahren den Umstieg auf eine komplett neue Gerätegeneration an automatischen Projektoren initiiert hatte: Die Abkehr vom bisherigen Pentacon Kastenmagazin. Dieses war Ende der 50er Jahre mit den ersten Diawechslern eingeführt worden und orientierte sich an ein offenbar durch die amerikanische Firma Bell & Howell eingeführten Standard. In der Bundesrepublik arbeiteten auch die Paximat-Projektoren der Firma Braun noch lange mit diesem Magazintyp, ohne daß die beiden Systeme jedoch völlig kompatibel zueinander waren (Pentacon-Magazine lassen sich erst nach Herausbrechen eines Steges in Braun-Multimag-Projektoren vorführen). Nun vollzog man aber in Dresden den Schwenk hin zum sogenannten Universal- bzw. Gemeinschaftsmagazin, das ursprünglich durch die Pradovit Projektoren der Firma Leitz Wetzlar eingeführt worden war und das schlichtweg den größten Marktanteil besaß – trotz seiner gravierenden Schwächen. Blanker Hohn ist daher der offiziell verkündete Vorwand, dieses Magazin sei "in seinen Hauptparametern mit der UdSSR abgestimmt". So jedenfalls wurde der Umstieg in der DDR-Fachpresse bei Einführung der neuen Pentacon-AV-Gerätegeneration begründet [Aust, Gert-Rüdiger: Pentacon AV 200 autofoc; in: Fotografie 3/1982, S. 114]. In Wahrheit waren die neuen Magazine vielmehr mit dem Westen abgestimmt. Die DDR-Photoindustrie mußte sich nämlich schlichtweg nach den Bedürfnissen westeuropäischer und insbesondere bundesrepublikanischer Importeure richten und dort hatte sich leider das nicht verschüttsichere Gemeinschaftsmagazin durchgesetzt. Das neue Stangenmagazin (links) brachte viele Photoamateure in der DDR in Bedrängnis, da es mit dem alten Kastenmagazin (rechts) völlig inkompatibel war. Wer seinen Projektor durch einen der neuen Geräte ersetzen wollte, der mußte sich zwangsläufig auch die Magazine neu anschaffen.
Das Umschwenken auf diesen neuen Standard nahm Pentacon zum Anlaß, eine Reihe völlig neuer Projektorentypen herauszubringen und die Schwächen des bisherigen J24B vornehmlich im Transportgetriebe zu überwinden. Statt eines anfälligen Zahnradantriebs für den Diagreifer wurde nun ein Reibradantrieb verwendet. Erstes Gerät dieser neuen Serie war der zur Frühjahrsmesse 1979 vorgestellte Pentacon AV 100 auto, gefolgt vom Pentacon AV 200 autofoc zwei Jahre später. Wie seine Bezeichnung schon verrät, wartete dieser hochwertige Projektor erstmals mit einem Autofokussystem auf.
Ein Jahr später, zur Frühjahrsmesse 1982, wurde mit dem Pentacon AV 300 ein weiterer Projektor dieser AV-Reihe nachgeschoben. Bei diesem Gerät stand eine gesteigerte Lichtleistung im Vordergrund, damit professionelle Präsentationen auch dann möglich wurden, wenn der Raum nicht völlig abgedunkelt werden konnte. Das ist ja unter anderem immer dann der Fall, wenn beispielsweise in einer Lehrveranstaltung mitgeschrieben werden soll. Dafür war dieser Projektor mit einer Halogenglühlampe 24 Volt/250 Watt ausgestattet, die statt 5000 Lumen einen Lichtstrom von 8500 Lumen abgibt. Um die etwas größeren Leuchtkörperabmessungen der Flachkernwendel von 7,0 x 3,6 mm auszugleichen, wurde ein lichtstärkeres Projektionsobjektiv Pentacon AV 2,4/60 mm konstruiert, das als echter Biotar-Typ aufgebaut war und deshalb trotz des großen Bildwinkels eine hervorragende Bildleistung erreichte. Aufgrund der kurzen Brennweite, die es ermöglichte, den Projektor in der Nähe des Vortragenden aufzustellen und dabei trotzdem ein großes Projektionsbild zu erreichen, konnte beim AV 300 auf den Autofokus verzichtet werden. Dafür waren Bildtransport und motorische Scharfstellung auch ohne Fernbedienung direkt am Gerät auslösbar. Dieser Projektor-Typ wurde nach kurzer Zeit in Praktica 250 A umbenannt. Technisch blieb jedoch alles beim alten. Dieses professionelle Gerät mit seinem großen Transformator war quasi nur für Institutionen erhältlich.
Auch die anderen Projektoren wurden von "Pentacon" in "Praktica" umbenannt. Die Ziffernfolge gab nun die Lampenleistung wieder. Aus dem Pentacon AV 100 wurde der Praktica 150 A, aus dem AV 200 der Praktica 150 AFT und aus dem AV 300 wie gesagt der Praktica 250 A (bzw. AS). Äußerliches Kennzeichen war bald die schwarze Abdeckhaube. Das Basisgerät 150 A kostete 783,- Mark, das Spitzengerät mit Autofokus und integriertem Timer 150 AFT stolze 1250,- Mark. Das waren ganze 100 Mark mehr als ein Gehäuse der Praktica BX20 kostete.
Die Arbeiten an dieser neuen Gerätegeneration lassen sich bis auf das Jahr 1974 zurückverfolgen. Mit der Nummer 115.772 liegt ein DDR-Patent von Siegfried Hainy vor, mit dem die Abdeckblende des Projektionsstrahlengangs während des Diatransportes verbessert werden sollte. Vorranging ging es darum, daß diese Blende besser kompatibel mit der von links eingeschobenen automatischen Bildbandführung zu machen. Aber auch im Zusammenspiel mit der Magazinprojektion ergab sich indirekt ein entscheidender Vorteil: Die Abdeckblende öffnete nur dann, wenn der Greifer wirklich ein Diapositiv in den Stahlengang gebracht hatte. War das Magazinfach leer oder das Magazin durchgelaufen, dann blieb das Projektionsbild abgedunkelt, wodurch ein Blenden der Zuschauer durch das volle Projektionslicht vermieden werden konnte. Der unten dargestellte Mechanismus wurde fünf Jahre später genau in dieser Weise umgesetzt.
Zweitens mußte unbedingt der Transportmechanismus überarbeitet werden. So "zackig" der Aspectomat J24 auch arbeite, so extrem ruckartig war auch dessen Arbeitsweise durch das relativ brutale zwangsweise Einrücken der Zahnradgetriebe ineinander durch die Stellmagneten. Diese stoßartigen Ablaufbewegungen erhöhten den Verschleiß und sorgten für Belastungsspitzen am Motor, was das gesamte Gerät in Erschütterungen versetzte und außerdem für eine unangenehme Geräuschentwicklung sorgte. Diese Einschätzung über den Aspectomat J24 kann man aus dem DDR-Patent Nr. 123.554 vom 4. Februar 1976 herauslesen, mit dem Siegfried Hainy seinen verbesserten Dia-Wechselmechanismus schützen ließ. Für die Magazinfortschaltung besann er sich dabei auf die Vorteile eines Malteser-Kreuzradgetriebes, die darin liegen, daß die Fortbewegung ehr sanft einsetzt, dann kontinuierlich sehr stark beschleunigt wird, um schließlich wieder sanft auszulaufen. Derartige Maltesergetriebe wurden bereits seit vielen Jahrzehnten zur schonenden Filmfortschaltung in Kinoprojektoren verwendet. Für den Dia-Wechselschieber hatte Hainy hingegen ein einfaches Sternradgetriebe vorgesehen. Die Getriebeteile konnten aus verschleißfestem Kunststoff im preiswerten Spritzgußverfahren hergestellt werden.
Wie in der obigen Patentzeichnung schon angedeutet zu sehen ist, war die Verbindung zwischen Motor und dem Transportgetriebe auf der Basis eines Reibrandantriebes konzipiert. Die Idee dahinter lag dabei darin, daß zwischen Vorwärts- und Rückwärtstransport einfach dadurch umgeschaltet werden konnte, indem entweder der untere oder der obere Reibradteller gegen den Reibgummi auf der Motorwelle gedrückt wurde. Zweitens war dieses Andrücken der Reibräder mit einer mechanischen Selbsthaltung versehen, statt wie vorher beim Aspectomat J24 mit einer durch elektrischen Kontakten aufrechtwerhalteten Selbsthaltung, die aufwendig und schwer zu justieren war und außerdem durch die starken Schaltimpulse die Funkenstörung aufwendig machte. Dieser Aufbau wurde im DDR-Patent Nr. 123.702 vom 4. Februar 1976 geschützt. Neben Siegfried Hainy wurde Erisch Korf als Erfinder benannt. Nicht umgesetzt wurde aber die rein mechanische Ansteuerung mit der unten in der Zeichnung rechts zu sehenden Schalttaste, sondern selbstverständlich auf Basis von Elektromagneten mithilfe von elektrischer Impulse.
Auch für kleinere Erfindungen, die dann später als Produkte herauskamen, wurden noch Schutzrechte angemeldet. So die Schaltung für einen in der Kabelfernbedienung integrierten Lichtzeiger, der von der nur schwach belastbaren Stromversorgung für den Diawechsel gespeist werden konnte [DD123.397 vom 12. September 1975]. Und mit dem DDR-Patent Nr. 128.922 vom 11. November 1976 war eine Lösung gefunden worden, die automatische Bildbandführung mit den jetzt in den neuen AV-Projektoren integrierten elektronischen Zeitschaltern zu koppeln. Die im Pentacon AV200 autofoc umgesetzte automatische Scharfstellung fußte zudem auf Baugruppen, die bereits in den 60er Jahren patentiert worden waren. Man hatte sich also damals schon Gedanken über die Verwirklichung eines Autofokus gemacht.
Prokyon
Zu guter letzt noch etwas für Freunde des Mittelformates. Sowohl Amateur- als auch Berufsphotographie waren in der DDR nach dem Kriege durch das moderne Kleinbild geprägt. Das verwundert nicht, wenn man an die hochwertigen Kleinbildkameras denkt, die die hiesige Industrie bereitstellte. Zumindest die Farbphotographie war zuächst erst einmal gleichbedeutend mit Kleinbildphotographie. Das änderte sich, als ab Ende der 50er Jahre die Praktisix in den Geschäften auftauchte. Hatten anspruchsvolle Amateure und Photojournalisten in der Bundesrepublik ihre Rolleiflex, so gab es außer der Certo Six und der Weltaflex keine für Umkehrfilm taugliche 6x6-Kamera aus volkseigener Produktion. Und letztere Kameras wurden nicht unbedingt für berufliche Zwecke eingesetzt. Die neue einäugige 6x6-Kamera änderte diese Situation und es entstand plötzlich ein Bedarf an Vorführtechnik für dieses Format. Aus der Bundesrepublik wurde das neu etablierte Außenformat 7x7 cm der Diapositive übernommen. Und kurz darauf, zur Herbstmesse 1957, zeigte die Leipziger Firma Heinrich Malinski zum ersten Male einen passenden Diaprojektor – den Prokyon. Es sei allerdings nicht verschwiegen, daß im Bericht zur Frühjahrsmesse 1958 beklagt wird, daß dieses Gerät immer noch nicht auf dem Markt erschienen sei. Das scheint dann aber in der Folgezeit geschehen zu sein, auch wenn die gelieferten Stückzahlen offenbar nicht sehr groß gewesen sind.
Man sieht es auf dem Bild dem Prokyon vielleicht nicht an, aber es handelt sich um ein sehr großes und schweres Gerät, in dem sehr viel Material verbaut worden ist. Das Gehäuse ist doppelwandig ausgeführt, damit die "Schmalfilmlampe" 220 Volt/250 Watt das Äußere nicht allzusehr aufheizt. Durch die Verwendung eines modernen asphärischen Kondensors war dieser Projektor zudem vergleichsweise lichtstark. Fast so hell wie der namensgebende Stern im Kleinen Hund. Dieser sehr gut erhaltene Prokyon wurde von mir Dirk Bonnmann überlassen.
Möglicherweise war auch das Projektionsobjektiv der Flaschenhals, der die Stückzahlen anfangs begrenzte. Die frühen Geräte sind noch mit einem Rathenower Diarectim 2,8/150 mm ausgerüstet. Die Lieferfähigkeit des Prokyon scheint sich nach 1960 aber etwas gebessert zu haben. Immerhin tauchen in den Fachzeitschriften Werbeanzeigen für den Projektor auf. Auf der Herbstmesse 1960 war mit dem Dialplan 2,8/150 mm auch ein neu konstruiertes Projektionsobjektiv herausgebracht worden [Vgl. Fotografie, 12/1960, S. 481]. Übermäßig große Stückzahlen scheint es von diesem Prokyon letzten Endes aber trotzdem nicht gegeben zu haben. Mittelformatige Diapositive hatten gegenüber dem Kleinbild stets eine ausgesprochene Außenseiterrolle inne – trotz der für die damaligen Verhältnisse unübertroffenen Strahlkraft und Farbleistung des damit erzielbaren Projektionsbildes.
Malisix
Einen Schub in den Sektor der Mittelformatprojektion brachte indes eine neue Lichtwurflampe, die Ende der 60er Jahre im VEB Glühlampenwerk Berlin entwickelt worden war. Es handelte sich um eine Halogenlampe 225 Volt/300 Watt, die für Kleinbildprojektoren wegen ihrer gegenüber Niederspannungstypen größeren Leuchtwendel uninteressant war, aber sich hervorragend für das große Bildfenster eines 6x6-Projektors eignete. Der komplett neu konstruierte Malisix wurde gezielt auf diese Stiftsockellampe hin ausgelegt. Auch wenn er gegenüber dem Vorgänger deutlich moderner aussieht, ist er dennoch ein richtig klassischer Diaprojektor mit Wechselschieber – ohne allerdings altmodisch zu sein. Dafür sorgte das erwähnte moderne Leuchtmittel mit seiner Lichtfülle und der Einbau eines Lüfters, der das Gerät kühl hielt und das Dia schonte. Als Hersteller wurde ein Betriebsteil des "VEB Tachometerwellen- und Maschinenbau Leipzig" benannt – offensichtlich ein weiteres Überbleibsel der zerschlagenen Kommanditgesellschaft des Heinrich Malinski. Der Projektor kostete übrigens mit glatten 750,- Mark genaus so viel, wie das Gehäuse einer Pentacon Six!
Erwähnen möchte ich noch, daß die hier eingesetzte Lichtwurflampe Typ HLWS 4 mit 220 Volt/300 Watt mit Stiftsockelanschluß (EVP 68,- Mark!) eine reine DDR-Entwicklung gewesen ist und mir kein Ersatz bekannt ist. Ähnlich aussehende Halogenleuchtmittel 230 Volt/300 Watt aus aktueller Fertigung sind für Beleuchtungszwecke gedacht und für den Einsatz in Diaprojektoren aufgrund ihrer anderen Lichtwendelgeometrie und der sehr begrenzten Lebensdauer ungeeignet.
Marco Kröger
Letzte Änderung: 12. Februar 2024
Yves Strobelt, Zwickau
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