Zum Kuriosum gerät freilich, daß das simple Funktionsprinzip dieses Betrachters, der fast vollständig aus einfachen Plast-Spritzteilen besteht, doch tatsächlich Ende der 60er Jahre patentiert worden ist; und zwar sowohl in der DDR [Nr. 64.588 vom 22. Dezember 1967] als auch in der Bundesrepublik [Nr. 1.284.654 vom 8. Januar 1968]. Wenigstens ermöglicht diese Patentüberlieferung, daß wir heute noch die Urheber dieses Fabrikates benennen können: Erich Korf und Rudolf Hainy.
Interessant dürfte noch diese Spezialversion des 375 W sein, die Zeiss als „Lupenprojektor“ bezeichnete [Vgl. Brauer, Egon: Erster Bericht über die Frühjahrsmesse 1955 in Leipzig; in: Bild und Ton, Heft 3/1955, S. 67.]. Er war dazu gedacht, Mikroskoppräparate projizieren zu können. Dazu hatte er einen speziell angepaßten Kondensor und eine andere Objektivaufnahme. Als Projektionssystem war ein Biotar 2/25mm vorgesehen. Auch Standbilder auf 16mm Film ließen damit sich hell und groß vorführen.
Meiner Recherche nach wurde der Zeiss Kugelprojektor zur Herbstmesse 1955 vorgestellt [Vgl. Brauer, Egon: Foto-Kino-Optik auf der Leipziger Herbstmesse 1955, Bild & Ton, Heft 9/1955, S. 239.]. Das deckt sich auch mit der Beobachtung, daß das Objektiv, mit dem dieser Projektor am meisten ausgestattet wurde, ab Dezember 1955 in größeren Stückzahlen produziert wurde: Das Zeiss Triplet 3,5/100mm. Aus den Produktionsziffern dieses Objektives läßt sich auch schlußfolgern, daß die meisten Zeiss Kugelprojektoren in der Zeit zwischen 1958 und etwa 1961 hergestellt wurden (ca. 15.000 Triplets 100mm) und danach die Herstellung sukzessive ausläuft. Alternativ gab es auch noch ein Triplet 2,8/80mm, aber das wurde in wesentlich geringeren Stückzahlen angeboten.
Das Themenfeld Diaprojektion war in den 50er Jahren ein großes Ärgernis für den DDR-Photoamateur. Das ging schon mit der Rahmung los, die wie zu Urzeiten mit Deckgläsern durchgeführt werden mußte. Als endlich Wechselrahmen aus Metall oder Kunststoff hergestellt wurden (zum Beispiel von Stoll), dann hatten auch die ihre Qualitätsprobleme. Das wurde damals breit in der Fachpresse diskutiert und auch kritisiert. [Vgl. u.a. Dreizner, Walter: FRIMÜ-Dia-Rahmen 7x7; in: Fotofalter 1/1961, S. 28ff oder Dreizner, Walter: Projektion und Weltniveau; in: Fotofalter 2/1960, S.52ff und vor allem Dreizner, Walter: 5x5-Dia und automatische Projektion; in: Fotokino Magazin 2/1963; S. 46ff.]
Nun habe ich oben bereits angedeutet, welcher Schritt in den späten 1970er Jahren den Umstieg auf eine komplett neue Gerätegeneration an automatischen Projektoren initiiert hatte: Die Abkehr von einem dem Braun-Paximatsystem ähnlichen Magazin (Pentacon-Magazine lassen sich nach Herausbrechen eines Steges in Braun-Multimag-Projektoren vorführen) hin zum Universal- bzw. Gemeinschaftsmagazin genannten Standard, der ursprünglich durch die Pradovit Projektoren der Firma Leitz Wetzlar eingeführt worden war. Blanker Hohn ist daher, daß dieses Magazin "in seinen Hauptparametern mit der UdSSR abgestimmt" sei [Aust, Gert-Rüdiger: Pentacon AV 200 autofoc; in: Fotografie 3/1982, S. 114]. Die DDR Photoindustrie richtete sich vielmehr nach den Bedürfnissen westdeutscher Importeure. Dort hatte sich leider das nicht verschüttsichere Gemeinschaftsmagazin durchgesetzt. Das neue Magazin (vorn) brachte viele Photoamateure in der DDR in Bedrängnis, da es nicht mit dem alten Typ (hinten) kompatibel war. Wer seinen Projektor durch einen der neuen Geräte ersetzen wollte, der mußte sich auch die Magazine neu anschaffen.
Man sieht es auf dem Bild dem Prokyon vielleicht nicht an, aber es handelt sich um ein sehr großes und schweres Gerät, in dem sehr viel Material verbaut worden ist. Das Gehäuse ist doppelwandig ausgeführt, damit die "Schmalfilmlampe" 220 Volt/250 Watt das Äußere nicht allzusehr aufheizt. Durch die Verwendung eines modernen asphärischen Kondensors war dieser Projektor zudem vergleichsweise lichtstark. Fast so hell wie der namensgebende Stern im Kleinen Hund. Dieser sehr gut erhaltene Prokyon wurde von mir Dirk Bonnmann überlassen.
Möglicherweise war auch das Projektionsobjektiv der Flaschenhals, der die Stückzahlen anfangs begrenzte. Die frühen Geräte sind noch mit einem Rathenower "Diarectim 2,8/150mm" ausgerüstet. Die Lieferfähigkeit des Prokyon scheint sich nach 1960 aber etwas gebessert zu haben. Immerhin tauchen in den Fachzeitschriften Werbeanzeigen für den Projektor auf. Auf der Herbstmesse 1960 war mit dem Dialplan 2,8/150mm auch ein neu konstruiertes Projektionsobjektiv herausgebracht worden [Vgl. Fotografie, 12/1960, S. 481]. Übermäßig große Stückzahlen scheint es von diesem Prokyon letzten Endes aber trotzdem nicht gegeben zu haben.