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Phototechnik aus Jena, Dresden und Görlitz
Meister-Korelle
Es ist historisch bemerkenswert, daß sich die Mitteldeutsche Photoindustrie seit der Zwischenkriegszeit auf den Kameratypus der Einäugigen Spiegelreflexkamera spezialisiert und diese Gattung zu einer hohen technischen Reife geführt hat. Ein besonderes Marktsegment stellten dabei die Mittelformat-Reflexkameras des Nennformates 6x6 dar, für das diese Reflex-Korelle geradezu prototypisch war.
Ursprung: Die Reflex-Korelle
Die 1930er Jahre bildeten eine Ära beispielloser Fortschritte im Kamerabau. Fast 100 Jahre nach der Erfindung der Photographie kam ausgelöst durch Leica und Rolleiflex eine allgemeine Abkehr von photographischen Platten hin zu aufrollbaren Filmbändern in Gang. Schichtträger aus Kunststoff erlaubten es, statt den bisherigen Einzelaufnahmen nun mehrere Bilder hintereinander ohne großen zeitlichen Verzug anzufertigen und diese auch gemeinsam zu entwickeln. Zwar hatte der Rollfilm schon vor dem Ersten Weltkrieg weite Verbreitung bei Einsteigern und anspruchslosen Amateuren gefunden, doch waren die zugehörigen Kameras zumeist von recht einfach gehaltener Bauweise. Mit dem Bau von hochwertigen Präzisionskameras wurde dieses Material nun aber auch für ernsthafte Photo-Enthusiasten und Berufsphotographen interessant. Gemeinsames Merkmal dieser neuen Geräte war eine Hinwendung zur Metallbauweise. Auf traditionelle Materialien wie Holz und Leder wurde dagegen fast vollständig verzichtet.
Dieser Umbruch sorgte für einen großen Innovationsschub im Kamerabau. In einem kurzen zeitlichen Fenster wurden all die Kameratypen geschaffen, die später für Jahrzehnte den Markt beherrschen sollten: Sucherkameras mit Schlitz- oder Zentralverschlüssen und teils mit gekuppeltem Entfernungsmesser und Auswechselobjektiven auf der einen Seite, oder aber ein- und zweiäugige Reflexkameras mit Mattscheibeneinstellung. Charakteristisch für den mitteldeutschen Kamerabau war dabei, daß hier gleich mehrere konkurrierende Hersteller daran arbeiteten, den Rollfilm mit dem Prinzip der Entfernungseinstellung auf der Mattscheibe einer Reflexkamera miteinander zu verknüpfen, was aufgrund der Pionierarbeit auf diesem Gebiet zu unterschiedlichen Herangehensweisen führte. So wurden in der Görlitzer Firma Curt Bentzin die in diesem Hause seit dem späten 19. Jahrhundert gefertigten starren Reflexkameras zum Vorbild genommen und mit der Primarflex 6x6 die bisherige Kastenform zu einer handlichen Würfelform verkleinert. In der Dresdner Firma Ihagee hingegen, wo man auf eine ähnliche Tradition im Bau von Einäugigen Reflexkameras zurückblicken konnte, hatte der Chefkonstrukteur Karl Nüchterlein erkannt, daß zur Schaffung einer Miniatur-Präzisionskamera eine Abkehr vom bisherigen Aufbau notwendig sei. Seine Exakta wird heute als Prototyp der modernen Einäugigen Spiegelreflexkamera der sogenannten T-förmigen Bauweise gesehen, bei der sowohl der Verschluß als auch das Filmband ohne Abknicken geradlinig gestreckt ablaufen konnten. Dieser Aufbau hatte ein Minimum an mechanischen Zwängen zur Folge und konnte sich daher in der Folgezeit auch als bevorzugte Bauart durchsetzen.
Zu den Pionieren kompakter Rollfilmkameras für den A8- und BII8-Film gehörte die kleine Kameramanufaktur von Franz Kochmann (1872 - 1956) in Dresden. Mit der Korelle K war sogar eine frühe Kleinbildkamera mit dem originalen Kinoformat 18x24 mm auf den Markt gebracht worden, die in völlig starrer Bauweise ohne einen Lederbalg auskam. Ihr Gehäuse bestand statt aus Metall aus Preßstoff. All diese Geräte sahen zwar äußerlich modern aus, waren aus technischer Sicht aber sehr konservativ aufgebaut. Das komplexe Kernstück der Kamera war das in einem Zentralverschluß gefaßte Objektiv, das Herr Kochmann wie viele seiner Konkurrenten zukaufte. Insofern unterschieden sich die Korelle-Kameras kaum von den zahllosen Rollfilm-Faltkameras der Zwischenkriegszeit; sie lagen aber andererseits auch vollkommen im Trend.
Der Markt für derartige Rollfilmkameras mit einfachen Durchsichtssuchern und ungekuppelten Zentralverschlüssen zeigte jedoch Anfang der 1930er Jahre bereits deutliche Sättigungserscheinungen. Das führte zu einem harten Konkurrenzkampf unter den Herstellerfirmen und zu einem schleichenden Verfall der Verkaufspreise. Die Existenz gerade der kleineren Betriebe, die den Bau der wenig einträglichen Rollfilmkameras nicht mit größeren Gewinnen aus anderen Produktsektoren quersubventionieren konnten, stand ernsthaft in Gefahr. Da halfen auch die Preisabsprachen nichts, die von führenden Herstellern der Kamerabranche zu Jahresende 1933 angestrengt worden waren [aus: Handelsblatt der Kölnischen Zeitung vom 13. Dezember 1933.]. Sie verschlimmerten eher die stagnierende Nachfrage.
Nein, die Lösung lag nicht im Einfrieren des Erreichten, sondern in der Innovation. Auch Franz Kochmann muß damals erkannt haben, daß seine Rollfilmkameras kaum aus dem eng abgegrenzten Käuferkreis der anspruchslosen Amateure heraustreten könnten, solange sie keine exakte Bildkompositon erlaubten. Nachdem Spiegelreflexkameras wie die Rolleiflex und die Exakta mit ihrer Mattscheibeneinstellung vom Fachpublikum begeistert aufgenommen worden waren, entschied er sich, ebenfalls den Schritt zu einer derartigen Kamera zu wagen. Dabei stellte sich sofort die Frage danach, welches Format zu wählen wäre und ob die Reflexkamera ein- oder zweiäugig ausgelegt sein sollte. Letzterer Punkt entschied wiederum darüber, welche Verschlußbauart zugrundegelegt werden mußte. Seine Wahl zugunsten der Einäugigen Reflex, die ein freies Austauschen von Objektiven in Aussicht stellte, hatte aber gleichsam zur Folge, daß vom Zentralverschluß als vorgefertigtes Zulieferbauteil abgegangen und stattdessen ein eigener Schlitzverschluß entwickelt werden mußte.
Die Reflex-Korelle geriet dabei gewissermaßen zu einer Synthese aus dem quadratischen Bildformat der Rolleiflex, das ein bei Reflexkameras stets problematisches Wechseln zum Hochformat erübrigte, und der T-förmigen Bauweise aus Nüchterleins Exakta mit links und rechts des Spiegelkastens liegenden Filmspulen. Der große Unterschied zur Exakta lag jedoch darin, daß Kochmann beim Ursprungsmodell der Reflex-Korelle aus dem Jahre 1935 bewußt die Schwierigkeiten umging, die ein Kuppeln von Filmtransport und Verschlußaufzug mit sich gebracht hätte. Wie bei den bisherigen Korelle-Kameras blieben der Filmtransport und das Spannen des Verschlusses zunächst zwei voneinander getrennte Handgriffe. Das verhinderte auch, daß Kochmann in Konflikt mit der Ihagee geriet, die auf die Verkupplung von Transport- und Spannvorgang sowie der gleichzeitigen Spiegelrückführung umfangreich Schutzrechte angemeldet hatte. Kochmann war sicherlich von der zwei Jahre zuvor herausgebrachten Exakta inspiriert worden; fand aber bemerkenswert einfache Lösungen, um in kurzer Zeit eine in der Praxis ähnlich hochwertige Spiegelreflexkamera zu schaffen, ohne es mit der insgesamt vierköpfigen Konstrukteursgruppe bei der Ihagee aufnehmen zu wolle.
Kochmanns Entscheidung hatte sich nach kurzer Zeit als richtig herausgestellt. Seine Reflex-Korelle wurde offenbar sehr gut von genau demjenigen Kundenkreis aufgenommen, den er mit ihr angepeilt hatte. Dem anspruchsvollen Amateur war endlich eine Gelegenheit gegeben worden, seine behäbige Plattenkamera gegen eine viel dynamischere Rollfilmkamera auswechseln zu können, ohne den Vorteil einer exakten Bildkomposition mithilfe einer Mattscheibeneinstellung einzubüßen. Gleichzeitig spornte der Verkaufserfolg der Reflex-Korelle dazu an, die Kamera weiterzuentwickeln. Zunächst wurde im Folgejahr ein Zusatzhemmwerk für längere Verschlußzeiten bis 2 Sekunden eingeführt. Und im Jahre 1937 holte Kochmann dann sogar das große Komfortmerkmal der Exakta nach, indem er den Verschlußaufzug mit dem Filmtransport kuppelte. Damit konnte nicht nur das Problem von Doppelbelichtungen und Leeraufnahmen eliminiert werden, sondern es wurde auch ein automatischer Stop des Bildtransportes möglich, der das arbeiten mit der Kamera bei schnellen Aufnahmefolgen sehr erleichterte ("Modell II").
Aus dieser Zeit ist ein Gebrauchsmuster überliefert (das sich leider nur in einer schlechten Kopie erhalten hat), das Kochmanns einfache Lösung für dieses Problem beschreibt und beweist, daß er nicht nur Unternehmer, sondern auch eigener Konstrukteur gewesen ist. Er leitete die Spannbewegung Verschlusses aus der für den Filmtransport nötigen Drehbewegung des Hebelarms auf der linken Kameraseite ab, indem er quer über die Oberseite der Kamera in einem Kanal einen Seilzug spannte. Die Verbindung geschah durch jeweils eine auf der Verschluß- und auf der Filmtransportachse liegende Seilscheibe, wobei das vollständige Spannen des Verschlusses durch ein Sperrgetriebe gewährleistet wurde. Dieser Aufbau war sehr einfach gelöst und so ausgelegt, daß er ohne große Abänderung der Grundkonstruktion der bestehenden Kamera zusätzlich eingebaut werden konnte. Im praktischen Gebrauch störte allerdings das notorische Durchreißen des ziemlich stark belasteten Seiles, was der Kamera regelmäßige Werkstattaufenthalte bescherte.
Zu den Eigenheiten einer Einäugigen Spiegelreflexkamera gehörte auch, daß der Reflexspiegel vor Beginn der Belichtung die Funktion übernehmen muß, sich an die Mattscheibe zu legen und den Spiegelkasten vor Lichteinfall zu schützen. Karl Nüchterlein hatte bei seiner Exakta einen federbelasteten Spiegel vorgesehen, der nach dem Auslösen der Kamera von selbst nach oben schnellte. Das erforderte aber ein Rückführen dieses Spiegels in die Betrachtungsposition gegen diese Federkraft, die vom Verschlußaufzug abgeleitet werden mußte. Auch darauf hatte die Ihagee international Schutzrechte für sich gesichert. Kochmann umging patentrechtliche Konflikte, indem er das von Platten-Reflexameras bekannte Hubspiegel-Prinzip wählte, bei dem der Reflexspiegel durch den Druck auf den Auslösehebel angehoben wird und nach dem Loslassen des Auslösers durch die bloße Wirkung der Schwerkraft von selbst wieder in die Betrachtungsposition herabfällt. Bei einer Kamera mit quadratischem Format, die immer in der gleichen Position gehalten wird und nicht auf Hochformat gedreht werden muß, ist diese Lösung möglich, obgleich sie nicht ideal ist. Es muß nämlich unbedingt verhindert werden, daß der Spiegel wieder zurückfällt, bevor nicht der Verschluß vollständig abgelaufen ist. Das ansonsten in den Spiegelkasten einfallende Licht würde die Aufnahme nämlich sofort verschleiern. Das als einfache Lösung erscheinende Hubspiegel-Prinzip verkomplizierte sich zudem stark, als mit dem Modell IIa ein Selbstauslöser eingeführt wurde.
Die große Leistung Kochmanns als konstruierender Unternehmer wird allerdings kurz darauf jäh durch die politische Entwicklung in Deutschland zunichte gemacht. Ähnlich wie die Kamera-Werkstätten in Niedersedlitz war das Kochmann-Werk von der verbrecherischen Rassenpolitik des Nationalsozialistischen Regimes betroffen. Als Jude stigmatisiert, wird Franz Kochmann 1938 in die Emigration gezwungen, um wenigstens sein Leben retten zu können [Vgl. Blumtritt, Dresdner Fotoindustrie, 2000, S. 92]. Das Werk wurde daraufhin "arisiert" – wie man es damals verharmlosend ausgedrückte – und in Korelle-Werk umbenannt. In Wahrheit verbirgt sich dahinter, daß ein Mann namens Gustav Heinrich Brandtmann die Gelegenheit nutzte, sich die Firma samt Mitarbeiterstamm kostengünstig "unter den Nagel zu reißen". Aus Zeitungsannoncen jener Epoche ist ersichtlich, daß er zunächst Personal für die Verwaltung des erfolgreichen Betriebes zu requirieren versuchte. Im Gegensatz zum konstruierenden Kochmann hat sich Brandtmann aber offenbar ausschließlich auf die Geschäftsführung konzentriert. Die Konstruktionsverantwortung scheint dagegen ein gewisser Arthur Schlaubitz übernommen zu haben.
Selbst in den Jahren 1940 bis 1942 sind noch Patentanmeldungen nachweisbar. Interessanterweise wurden im Korelle-Werk mitten im Krieg Lösungsmöglichkeiten für dasselbe Problem erarbeitet, an denen zur gleichen Zeit Karl Nüchterlein nur wenige hundert Meter entfernt tüftelte: Am Funktionsprinzip eines kamerainternen Belichtungsmessers, das wir heute als Innenlichtmessung kennen. Leider existiert hiervon offenbar nur noch ein französisches Patent Nr. 890.808 vom 8. Februar 1943. Dort ist eine deutsche Patentanmeldung vom 25. September 1942 als Priorität aufgefürt, die aber leider nicht auffindbar ist. Anhand der Zeichnungen ist aber gut erkennbar, wie das Selen-Element wegklappbar hinter dem Objektiv angeordnet war, wie der dazugehörige Mechanismus mit dem Spiegel gekuppelt werden sollte und wie die Meßanzeige als Teil des Lichtschachtes konzipiert worden ist, die im aufgeklappten Zustand bequem abgelesen werden konnte. Diese sogenannte Elektro-Korelle erschien jedoch nicht mehr auf dem Markt.
So war die letzte Innovation vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Reflex-Korelle III. Sie zeichnete sich durch einen weiterentwickelten Schlitzverschluß und ein Schnellwechselbajonett anstelle des bisherigen Gewindeanschlusses aus. Filmtransport und Verschlußaufzug benötigten nur noch einen einzigen Hebelschwung. Äußerlich fiel die Verchromung von Front und Deckkappe auf, die ganz dem Trend der Zeit folgte, der zuvor von der Ihagee oder Zeiss Ikon vorgegeben worden war. Die bald einsetzende Kriegswirtschaft verhinderte jedoch, daß diese perfektionierte Kamera noch eine größere Verbreitung finden konnte.
Neuanfang: Die Meister-Korelle
Die Fabrik Brandtmanns, die sich zuletzt in der Augsburger Straße in Dresden befunden hat, wurde im Februar 1945 komplett zerstört. Der Besitzer fing zwar in Strehlen in angemieteten Fabrikräumen wieder an, aber Ende 1945 wurde der Betrieb beschlagnahmt und im darauffolgenden Jahr enteignet. [Vgl. Blumtritt, Dresdner Fotoindustrie, 2000, S. 147.] Unter die Ägide der "Industrieverwaltung 24 OPTIK" gestellt, setzten die Korelle-Kamera-Werke in der Schandauer Straße 38 die Herstellung der Reflex-Korelle zunächst fort und sie sollen das alte Modell auch auf der Frühjahrsmesse 1947 gezeigt haben. Im Jahr darauf wird das Werk allerdings in den "VEB Werkstätten für Feinmechanik und Optik" WEFO eingegliedert. Unter Federführung des vormaligen Inhabers dieser Werkstätte, Max Pfau, wurde daraufhin die unter Qualitätsproblemen und veralteter Konstruktion leidende Reflex-Korelle weiterentwickelt und als Meister-Korelle auf der Frühjahrsmesse 1950 vorgestellt [Vgl. Fotografie 4/1950, S. 92/93.].
Diese Weiterentwicklung war aber zugleich halbherzig wie überambitioniert. So wurde einerseits am völlig veralteten Hubspiegel-Konzept festgehalten, das dem Konstrukteur wie gesagt aufwendige mechanische Kopplungseinrichtungen zur Rückführung des Reflexspiegels ersparte, allerdings zu dem Preis, daß er sich bei längeren Verschlußzeiten und bei Selbstauslöseraufnahmen Probleme mit dem vorzeitigen Rückfallen des Spiegels einhandelte. Andererseits hat Pfau versucht, auf dieser angestaubten Grundkonzeption basierend den Verschluß der Kamera auf sehr moderne Weise durch ein einziges Hemmwerk anzusteuern.
Der durch dieses Hemmwerk gesteuerte Schlitzverschluß der Meister-Korelle ließ jedoch wohl kaum eine qualitativ konstante Fabrikation zu. Es sind für mich keinerlei konstruktiv vorgesehene Justierstellen ersichtlich. Die Montage und der Abgleich der Kamera scheinen auf rein handwerkliche Art und Weise vor sich gegangen zu sein, bei der die Messinghebelchen und Federn nach Erfahrung gebogen wurden, bis die Kamera lief. Wie gern würde ich siebzig Jahre in der Zeit zurückreisen und einem damaligen Monteur bei dieser Arbeit zuschauen. Eine reproduzierbare Justage und insbesondere eine profitable Massenfabrikation werden auf dieser Grundlage jedenfalls nicht erreicht worden sein.
Angesichts dieser grundsätzlichen Probleme half es auch nichts, daß die Produktion dieser Kamera an die erfahrenen Welta-Kamerawerke abgeschoben wurde. Man hätte die Korelle eben gerne weiterhin als "Master Reflex" in die USA exportiert, wo man sie zu Preisen bis zu 200 Dollar verkaufen konnte. Als letzte Hoffnung wurden die vorhandenen Teile den Kamerawerken Niedersedlitz übergeben [Vgl. Blumtritt, Dresdner Fotoindustrie, 2000, S. 148.], die sich zu Beginn der 50er Jahre zur innovativsten Kamerabauanstalt der DDR entwickelt hatten. Doch Siegfried Böhm soll die Produktionsübernahme als hoffnungslos abgelehnt haben. Man kann sagen, aus einer tiefgreifenden, ganz und gar nicht halbherzigen Revision des Grundprinzips der Meister-Korelle ist ab 1954 die Praktisix hervorgegangen, die als Pentacon Six und Exakta 66 zu einer der erfolgreichsten Mittelformat-Spiegelreflexkameras aller Zeiten werden sollte.
Aus dieser Annonce wird offenbar, daß der Grundkörper der Meister-Korelle im VEB Weißensee-Druckguß in Berlin hergestellt wurde. Daraus läßt sich wiederum schließen, wie exklusiv diese Technologie damals noch gewesen ist und daß sie nicht jeder Betrieb beherrschte. Es ist aber auch nicht auszuschließen, daß auch die Grundkörper anderer Dresdner Kameras hier gegossen wurden, und zwar bis in die 80er Jahre hinein.
So eine Meister-Korelle ist schon ein uriges Gerät, wie das folgende Video zeigt. Die Hubspiegelmechanismus fasziniert aus heutiger Sicht und macht die Bedienung dieser Kamera zu einer Besonderheit.
Die Bilder unten sind alle mit der Meister-Korelle und dem Trioplan 2,8/100mm entstanden. Der verwendete Farbumkehrfilm war freilich ein wenig überlagert... ;-)
Die folgenden Schwarzweißaufnahmen sind hingegen mit der obigen Reflex-Korelle IIa angefertigt worden. Das einfache Triplett "Ludwig Victar" hat mich in jeder Form überrascht. Harmonisch weich bei offener Blende (s. Portrait unten) aber scharf und kontrastreich bei mittlerer Abblendung. Das hatte ich bei diesem mehr als 80 Jahre alten Objektiv so nicht erwartet.
Selbst in höchsten Hollywood-Kreisen hatten Reflex-Korelle und Master Reflex ihre Anwenderschaft gefunden.
Marco Kröger
letzte Änderung: 24. September 2023
Yves Strobelt, Zwickau
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